: Israel akzeptiert Vorschlag Bushs
Amerikaner oder Briten sollen die Mörder von Minister Zeewi bewachen. Israel lehnt Untersuchung in Dschenin ab
JERUSALEM taz ■ Das israelische Kabinett hat nach Angaben aus politischen Kreisen gestern einem Vorschlag von US-Präsident George W. Bush zugestimmt, der zur Aufhebung des Hausarrests für Palästinenserpräsident Jassir Arafat führen könnte. Bush hat vorgeschlagen, die vier Mörder des israelischen Tourismusministers Rechawam Seewi von Amerikanern oder Briten bewachen zu lassen. Ein provisorisches palästinensisches Gericht hatte sie am vergangenen Donnerstag zu Haftstrafen bis zu 18 Jahren verurteilt. Israel forderte bislang ihre Auslieferung, um sie selbst vor Gericht stellen zu können. Das war die Bedingung dafür, den Hausarrest Arafats in Ramallah aufzuheben.
Die Täter sind Mitglieder der PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas), die sich am Wochenende zu einem Attentat auf eine jüdische Siedlung bei Hebron bekannte. Dabei wurden vier Menschen, darunter ein fünf Jahre altes Mädchen, erschossen.
Laut einem Bericht des israelischen Rundfunks hat das Kabinett gestern die Zusammenarbeit mit der UN-Delegation abgelehnt, die die Vorgänge im Flüchtlingslager von Dschenin untersuchen sollte. Israel äußerte Bedenken sowohl gegen den Auftrag der Kommission als auch gegen die Konstellation des Gremiums. Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliesar war zunächst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der ehemalige US-General William Nash nicht nur Beraterfunktion haben würde, sondern volles Kommissionsmitglied sei. Stattdessen kam UN-Generalsekretär Kofi Annan der israelischen Forderung nach, zwei weitere Militärberater nach Dschenin zu schicken. Israel geht es dagegen vor allem um die Untersuchung der „terroristischen Infrastruktur“ in dem Lager.
Unterdessen bot die libanesische Schiitenpartei Hisbullah zur Beendigung der Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem und des Regierungsgebäudes in Ramallah einen Handel an. Sie hält laut Berichten seit über einem Jahr drei israelische Soldaten und einen Geschäftsmann fest und schlug sofortige Verhandlungen über einen Austausch vor. Im israelischen Verteidigungsministerium wurde dieser Vorschlag als „nicht ernst zu nehmen“ abgetan.
SUSANNE KNAUL, RTR
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