die anderen:
Zur Ablehnung jeder Änderung an der Ehelosigkeit katholischer Priester bei den Krisenberatungen im Vatikan über pädophile Priester meint die niederländische sozialdemokratisch orientierte Volkskrant am Montag: Die 2.000 Jahre alte Institution, der beinahe eine Milliarde Gläubige angehören, ist allergisch gegen alles, was sie als Modeerscheinung ansieht, und lässt sich nicht so leicht reformieren. Das Ergebnis der römischen Krisenberatung ist daher enttäuschend. Der Vatikan zeigt einmal mehr, dass ihn die Gefühle des einfachen Kirchenmitglieds wenig interessieren. Er stellt die Lehre, die Hierarchie und den Schutz der Priester über alles, auch wenn sich diese Priester nach den Worten des Papstes des Verbrechens sexuellen Missbrauchs schuldig machten. Man kann zwar über die abnehmende Führungskraft des Papstes klagen, aber als geschlossene hierarchische Institution zeigt sich die katholische Kirche noch als sehr zäh.
Israels Regierung will nicht mit der Dschenin-Kommission zusammenarbeiten. Dazu schreibt die Berner Zeitung: Außenminister Schimon Peres befürchtet eine einseitige Schuldzuweisung. Israel werde sich nicht auf den Stuhl des Angeklagten drängen lassen, sagt er. Doch man kann nicht einen Krieg führen und seine Hände in Unschuld waschen. Israel stellt sich in der Rolle des bedrohten Opfers dar, während es längst zum Täter geworden ist. Ein Täter, der sich offenbar über alles hinwegsetzen kann. Selbst die warnenden Worte von US-Präsident Bush schlug Scharon unlängst in den Wind – und wurde kurz darauf von diesem als „Mann des Friedens“ gelobt. Was braucht Israel da die UNO? Doch mit dieser Arroganz der Macht isoliert sich der jüdische Staat weiter.
Nach dem überraschenden Erfolg des Rechtsradikalen Le Pen in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl befasst sich die Zeitung La République des Pyrénées mit der Kritik an den Meinungsumfragen: Nun wird den Meinungsumfragen und den daraus abgeleiteten Kommentaren der Prozess gemacht. Das ist irritierend. Denn die Entscheidung, zu wählen oder nicht zu wählen, wird von jedem Einzelnen mit sich selbst ausgemacht. Wer zugibt, dass er diese Entscheidung von Umfragen abhängig macht, verwechselt Bürgersinn und Wettbegeisterung. Sollen wir danach abstimmen, wem welche Chancen eingeräumt werden oder nach den Programmen? Frankreich ist zu einer Republik der Meinungsumfragen geworden. Nirgends sonst wird man derart mit Umfragen voll gestopft.
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