Neuenfelde: Totenglöcklein für die Dritte Meile
Mit der Entscheidung für drei neue Straßen im Süderelberaum hat der Senat das Totenglöcklein für die Dritte Meile des Alten Landes geläutet. Eine Autobahn zwischen Obstgärten und EU-Vogelschutzgebiet, ein Autobahnzubringer durch Neuenfelde und eine Umgehungsstraße bilden mit der A7 einen Lärm- und Schadstoffkessel, dem das Gebiet nicht gewachsen ist. Er wird es entwerten und den Widerstand gegen seine Umwandlung in ein Industriegebiet aushöhlen.
Kommentar von GERNOT KNÖDLER
Der Verkehr wird Vögel und Insekten vertreiben und den Menschen aus der Innenstadt die Möglichkeit rauben, mal eben zum Radfahren oder Skaten über die Elbe zu setzen. Weil Platz fehlt, werden einige Obstbauern aufgeben müssen. Gleichzeitig wird der Druck wachsen, an den neuen Straßen, in praktischer Nähe zum Airbus-Werk, Gewerbegebiete auszuweisen. Enteignungen dürften kein Problem sein, da der Senat ja alles, was dem Luftfahrtstandort nützt, für gemeinnützig erklären lassen will. Und Flugzeug-Ingenieure lassen sich am besten gewinnen, wenn sie halbwegs im Grünen gleich am Werk wohnen können.
Der Vorschlag, das Alte Land zum Weltkulturerbe zu erklären, ist eine Mogelpackung. Er taucht so nicht einmal in den Pressemitteilungen des Senats auf. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Umweltschutz nicht die Sache dieser Regierung ist, so hat der Bausenator die letzten Zweifel ausgeräumt. Besonders peinlich ist, dass der Senat die Ortsumgehung damit begründet, Teile der Airbus-Produktion könnten abwandern. Offensichtlich macht die Werkserweiterung die Stadt erpressbar, statt den Standort zu sichern.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen