■ Urdrüs wahre Kolumne
: Die gefühlte Sicherheit

Dass Bremen in der FOCUS-Bundesliga bei der Sicherheit die rote Laterne bekommen hat, sehe ich als Ausdruck des wachen Bewusstseins der Hanseaten. Schließlich laufen die Verantwortlichen der Firma Zechbau immer noch frei herum, weiterhin ist der dreiste Raub ungerächt und ungesühnt, den Bremer Polizisten vor Jahr und Tag an einem ukrainischen Handelsmann begingen, der dabei um sein Investitionskapital für einen Lastwagenkauf gebracht wurde. Bis heute hat es meines Wissens keine Wiedergutmachung gegeben – während der Geschädigte vermutlich längst von seinen Geschäftspartnern in der Heimat abgestraft wurde. In einer Stadt aber, wo selbst der unter Gastrecht stehende damit rechnen muss, von uniformiertem Gesindel abgezockt zu werden – wie soll da der einfache Bürger Vertrauen entwickeln? Ein erster Schritt zur Rehabilitation mag immerhin sein, dass die Propagandaschau „Unser Heer“ in Erinnerung an die Ereignisse vom 6.Mai 1980 aus dem Weserstadion verkürzt wird – wegen jenes glanzvollen Räuber & Gendarm-Spiels also, mit dem sich die Bremer Szene einst den Aufstieg in die Bundesliga der Aufmüpfigkeit erkämpfte.

Per Leserbrief lässt uns Bundeswehr-Jugendoffizier Lutz Birke einen bemerkenswerten Blick in die Tiefen und Untiefen seines beruflichen Selbstverständnis-ses werfen. Nein nein, er will in den Schulen nicht mordsmäßig für sein Handwerk trommeln, sondern informiert im Rahmen von Politik und Gesellschaftskunde – und das weder als Rekrutierer noch als Werber. Also nix da mit dem Versprechen von frei saufen und viel ficken in aller Welt, wie einst in Wallensteins Lager. Und keine Erlebnisreisen für alle, denen Ballerspiele nicht zur Frustabfuhr genügen, obwohl man das doch nach Erfurt den Lämpels gern als Basis für die Zusammenarbeit andienen könnte – ja mein Gott, was macht der Kerl dann den ganzen Tag? Stelle anheim, die Stelle ersatzlos zu streichen und ihn nützlicher Betätigung in irgendeiner Fischmehlfabrik der Erbengemeinschaft KBW zuzuführen.

Auch die Tatsache, dass an der Bremer Uni immer noch der Affenquäler Kreiter sein mabusisches Unwesen treiben darf, trägt sicher Einiges zum mangelnden Sicherheitsgefühl der Bremer bei: Schließlich sind die lustigen Makaken ziemlich enge Verwandte von uns, und wer dem Vetter oder der Kusine mit senatorischer Zustimmung Schrauben in das Hirn treibt und den Körper im Folterstuhl fixiert, dem ist ja Einiges zuzutrauen. Wenn nunmehr die SPD-Parlamentarierin Gerlinde Berk erklärt, man könne auf die Schinderei künftig durch Einsatz eines Kernspintomographen verzichten, doch fehle es der Uni an einem Raum für dieses Instrument, so biete ich gern ein Kellerzimmer in meinem Waller Häuschen an: Den Forschern allerdings kann ich keinen Zulass gewähren – wg. Sicherheitsbedürfnis und so ...

Nichts Positives unter der Sonne, so kurz nach dem Tag der Arbeit? Doch, doch. Gestern erlebte ich nach vielen vielen Jahren wieder mal mitten in der Stadt Kinder beim Murmelspielen – und zwar beim Klickern und Abklickern, da natürlich bei Totalversiegelung keine Zielgrube in den Boden getrieben werden kann. Meine Sympathie galt dabei jenem ungeschickten Unglücksraben, der von den überlegenen Taktikern sehr schnell um sein gläsernes Spielkapital gebracht wurde. Meine Hochachtung gewannen jene Mitspieler, die ihm neue Kugeln zur Verfügung stellten: Soviel Großmütigkeit hat es zu meinen Zeiten nicht gegeben, als der kleine Ulli noch von Ille, Achim und den anderen Cracks bis zur letzten Murmel ausgeknockt wurde und zur Fortsetzung der Niederlagen die eigene Großmutter um Pfandflaschen betrügen mußte!

„Die Welt wird edler von Tag zu Tag“ raunt Johann Wolfgang Goethe aus seinem kleinen Parzellenhaus in Weimar in unsere Zeit, dir und seinem Freund

Ulrich
„Werther“ Reineking