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… und sonst?
Ascensio domini: „Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte“ (Mt. 28, 16). Manche Religionswissenschaftler behaupten, die am Himmelfahrts- bzw. Vatertag üblichen Männerumzüge seien eine Imitation der apostolischen Bergtour. Die in Berlin recht säkulare Variante dieses Brauchs gedieh unter Hoch „Richard“ prächtig. Sonne satt und 26 Grad machten den 9. Mai zum verfrühten Sommertag. Die Bollerwagenberliner genossen es; beliebte Ziele wie das Café am Neuen See funkte schon am frühen Nachmittag Überfüllungs-SOS. In Schönefeld schwitzten sich derweil geduldige Schlangen um die Kampfjets. Mehrere zehntausend wollten auf der ILA Highlights wie den neuen Airbus bestaunen: für manche lediglich der A 340-600, für die anderen das längste Verkehrsflugzeug der Welt. Und am Sonntag dräut der Muttertag. Den Zoo freut’s: Die Allianz sponsort zum vierten Mal Kindern bis 15 Jahren die Eintrittskarte. Die 8 Euro von Mama und/oder Papa klingeln trotzdem in der Kasse.
Gute Nachricht für Ausflügler hat auch die Bahn: Der Zug von Berlin nach Warschau wird schneller. Bis 2006 sollen Züge zwischen den Hauptstädten nur noch vierdreiviertel statt sechs Stunden brauchen. Noch 1989, unter Brüdern, dauerte die Fahrt nervenzehrende neun Stunden.
Nicht alles war Sonnenschein in diesen Tagen. Am Mittwoch verhinderten Justizbeamte eine Geiselnahme im Tegeler Knast. Ein Häftling hatte mit gezücktem Messer einen Wärter als Geisel nehmen wollen. Seine Bewacher kamen mit leichten Schnittverletzungen davon. Die Staatsanwaltschaft fertigte derweil die Anklage gegen den Palästinsenser aus, der seiner sechsjährigen Tochter auf einer Demo am 13. April Sprengstoffattrappen um den Bauch geschnürt hatte. Wegen „Störung des öffentlichen Friedens“ drohen ihm bis zu drei Jahre Haft. Dabei trübt sein Gewissen laut Polizei „keinerlei Unrechtsbewusstsein“. Abhilfe verspricht der Werteunterricht an den Berliner Schulen, den SPD-Fraktionschef Michael Müller zum Schuljahr 2003/2004 fordert, Erfurt lässt grüßen.
Aus gänzlich humanen Beweggründen handelt die Sandra Pabst GmbH. Im Rahmen der Kabul-Reise von Kanzler Schröder will das Berliner Textilunternehmen „Hilfsmöglichkeiten in Afghanistan ausloten“. „Es geht nicht um Exportaktivitäten. Dies wäre absurd“, so Geschäftsführer Oliver Pabst. Bekannt ist die Firma durch höherwertige Damen-Oberbekleidung. Das Unternehmen fertigt aber auch Herrenkonfektion. Und Uniformen.
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