Henker haben Pause

Der Gouverneur des US-Bundesstaates Maryland will zunächst den Vorwurf rassistischer Hintergründe bei Todesurteilen prüfen

BERLIN taz ■ Der Gouverneur des US-Bundesstaates Maryland, der Demokrat Parris N. Glendening, hat am Donnerstag ein Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe verkündet. Er wolle zunächst die Ergebnisse einer vor zwei Jahren von ihm in Auftrag gegebenen Studie abwarten, die den Einfluss möglicher rassistischer Vorurteile bei Strafprozessen untersucht. Für die nächsten Monate waren fünf Hinrichtungen in Maryland angesetzt – vier der Verurteilten waren Schwarze, die wegen der Ermordung Weißer getötet werden sollten. Der 44-jährige Wesley Eugene Baker, der nächste Woche im Staatsgefängnis in Baltimore hingerichtet werden sollte, war bereits aus seiner Zelle in den Isolationsbereich geführt worden. Nach Verkündung des Moratoriums wurde er wieder zurückgebracht. Baker war verurteilt worden, weil er 1991 eine Frau vor den Augen ihrer Enkelkinder getötet haben soll.

Das Moratorium soll maximal ein Jahr gelten, sagte Gouverneur Glendening, „um absolut sicherzustellen – nicht nur für mich oder einen anderen Gouverneur, sondern für die Öffentlichkeit –, dass es bei uns faire Prozesse gibt“.

Maryland ist nach Illinois der zweite Bundesstaat, der ein Exekutionsmoratorium ausgesprochen hat. Todesstrafengegner begrüßten den Schritt des Gouverneurs. Der demokratische Senator Russell Feingold, der sich im Kongress für ein landesweites Moratorium einsetzt, hofft auf einen „Schneeballeffekt“.

Keine zweite Chance bekam allerdings die 54-jährige Lynda Lyon Block. Sie wurde am gestrigen Freitag um eine Minute nach Mitternacht im Gefängnis von Atmore, Alabama, auf dem elektrischen Stuhl getötet. Die Anhängerin der so genannten Patriotischen Bewegung, die jede Autorität der Bundesregierung ablehnt, hatte 1993 einen Polizisten getötet, als der ihren Führerschein kontrollieren wollte. Block ist vermutlich die letzte Person gewesen, die auf dem 1927 gebauten elektrischen Stuhl gestorben ist. Ab Juli tötet der Staat auch in Alabama mit der Giftspritze. PKT