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Infrastrukturiade

Bewerber reichen heute ihre Olympia-Konzepte beim NOK ein. Hamburg will mit städtebaulichen Ideen punkten. Beim Leistungssport hapert es

von GERNOT KNÖDLER

Olympia-Sieger zu werden, verändert das Leben. „Wer dieses Ziel erreicht hat, müsste in der Lage sein, aus seinen Fehlern zu lernen“, sagt Horst Meyer, zweimaliger Olympiasieger und Chef der Hamburger Olympia GmbH. Hamburg als Stadt muss, nachdem es seine erste Bewerbung vor zehn Jahren zugunsten Berlins zurückgezogen hat, mit einer verkürzten Lehrzeit auskommen. Denn die Bewerbung um die Sommerspiele 2012, die Bürgermeister Ole von Beust (CDU) morgen in Frankfurt/Main beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) abgeben wird, stützt sich auf eine einzigartige Gelegenheit: die Hafencity.

Hamburg würde dort ein olympisches Dorf nicht um seiner selbst willen bauen, sondern weil es bereits einen Masterplan zur Entwicklung des zentral gelegenen ehemaligen Hafenareals in der Schublade hat. Wenn das Projekt durch den Schwung der olympischen Bewegung beschleunigt würde, hätte Hamburg im Wettbewerb der Städte um eine schrumpfende Bevölkerung die Nase vorn.

Hamburg wirbt mit „Spielen im Herzen der Stadt“: 90 Prozent der Finalwettkämpfe sollen in einem 10-Kilometer-Radius um das Olympia-Zentrum Hafencity ausgetragen werden. Die Stadt und der Strom sollen nach den Vorstellungen der Planer um Oberbaudirektor Jörn Walter zu Bühne und Kulisse der Spiele werden, mit Tribünen an der Binnenalster, der Ruderregatta auf der Dove-Elbe und einem Olympia-Zentrum mit Elbblick.

Auch dass die Vorrunden, vor allem der Mannschaftswettbewerbe, in anderen Städten der Region ausgetragen werden müssen, tue diesem Konzept der Zentralität keinen Abbruch, versichert Meyer. Städte wie Bremen oder Kiel seien in weniger als einer Stunde zu erreichen. Die einzige Ausnahme bilde hier Rostock. Die schwache Seite der Bewerbung dürfte im an der Elbe bisher wenig vertretenen Leistungssport liegen. Hamburg hat zwar große und traditionsreiche Vereine. Dort wird jedoch in erster Linie Breitensport getrieben. Und den zunehmenden Erfolg junger Veranstaltungen wie des Hansaplast-Marathons oder der HEW-Cyclassics konterkariert das nachlassende Publikumsinteresse an etablierten Wettbewerben wie dem Tennis-Turnier am Rothenbaum.

Um dem Leistungssport auf die Beine zu helfen, hat die Handelskammer bereits im vergangenen Jahr eine Börse ins Leben gerufen, die Sportler mit den reichlich vorhandenen potentiellen Sponsoren zusammenbringen soll. Im Mai beschloss die Kammer außerdem, eine „Stiftung Sportförderung“ zu gründen, die Trainer und Talente unterstützen soll. Eine Vereinbarung, nach der die Hochschulen stärker auf die Bedürfnisse von Spitzensportlern Rücksicht nehmen sollen, sei vor einigen Wochen ebenfalls unterschrieben worden, sagt Meyer. Man werde ein Fördersystem etablieren, „das bundesweit Maßstäbe setzt“, hatte der ehemalige Handelskammer-Präses Nikolaus Schües kurz vor Ende seiner Amtszeit versprochen.

Das Kalkül dabei: Die Kinder von heute könnten in zehn Jahren Hamburgs Olympia-Sieger sein. Dafür sei letztlich jedoch das Engagement und der Ehrgeiz Einzelner in den Vereinen und Verbänden ausschlaggebend, glaubt Meyer. „Das kann niemand verordnen.“ Ohnehin sei es nicht der Ruf einer Bewerberstadt als Sportstadt, der über den Erfolg der Bewerbung entscheiden werde, behauptet der ehemalige Olympia-Sieger. „Die meisten Punkte bringen die Konzepte für den Verkehr, die Sportstätten, die Unterbringung und das Organisationskonzept.“

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