: neue filme Iris
GB 2001; Regie: Richard Eyre; mit Judy Dench, Kate Winslet u. a.; 95 Min.
Die beschaulichen Schwimm- und Radszenen zu Beginn des Films betonen Aspekte, die bei der Figur einer weiblichen Intellektuellen wie Iris Murdoch, der Autorin zahlreicher Romane, sonst eher im Hintergrund bleiben. Sie vermitteln ein unproblematisches Verhältnis von Körper und Denken. Ob das gezeichnete Bild die reale Iris Murdoch trifft oder nicht, möge John Bayley, der langjährige Ehemann, beurteilen. Nach seinem Lebensbericht „Elegie für Iris“ ist das Drehbuch für den Film entstanden.
„Iris“ von Richard Eyre handelt von dem Prototyp einer sinnlichen, klugen, gefühlsstarken und in sexuellen Dingen zupackenden Frau. Ein Wesen (dargestellt von Kate Winslet und Judy Dench), bei dem Handeln, Denken, Sprechen und Fühlen in eins fallen. John Bayley hat seine Erinnerungen an sein Leben mit der realen Iris Murdoch nach ihrem Tod mit dem nachhallenden Blick der Liebe geschrieben (der dennoch alle Schwächen der geliebten Person registriert). Richard Eyre hat diesen Blick in eine rein bewundernde Filmhaltung übersetzt. Der Versuchung, distanzierende Momente einzubauen und der Faszination seiner Hauptfigur wirklich auf die Schliche zu kommen, ist er nicht erlegen. Aber natürlich geht es in den Szenen, in denen Iris Murdoch mehr gefeiert als geschildert wird, auch um Filmdramaturgie, nämlich darum, eine Höhe zu gewinnen, von der aus der folgende Absturz berührende Züge annimmt. Dass ausgerechnet ihr, der Exaktheit im Denken, Sprechen und Fühlen über alles ging, eine Alzheimer-Erkrankung neben dem Gedächtnis auch die Fähigkeit zum sinnvollen Gebrauch der Sprache nimmt, erscheint dann besonders tragisch. Statt über die Verbindungen von der Freiheit, dem Gutem und der Liebe nachzudenken, verbringt Iris Murdoch schließlich ihre Zeit damit, sich die Teletubbies im Fernsehen anzusehen – und der Film macht keinen Hehl daraus, dass dieser Weg als Abstieg gemeint ist. Jim Broadbent als liebenswürdig kauziger alter Ehemann steht Hugh Bonneville, der den jungen unerfahrenen Liebhaber spielt, in nichts nach. Der Film aber nimmt es noch auf sich, Ausbruch und Verlauf der Krankheit zu schildern, und das gelingt vollends nur um den Preis, das Leben und Denken seines Personals in die Abfolge eines szenischen Bilderbogens zu pressen.
Astor, FaF, International, Odeon, Passage
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