Lernen ganz privat

Kammern kümmern sich gern: Zur Privatisierung der Berufsschulen soll es nun konkrete Vorschläge geben

Für Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) gab es gestern von vielen Seiten Kritik: Elternkammervorsitzende Sabine Bick nannte die Zahlen zum Bildungshaushalt den „Gipfel der Verwirrung“, die GAL sprach von „blankem Hohn“. Nur Handels- und Handwerkskammer, die sind ganz zufrieden.

Denn Lange greift einen Vorschlag auf, den der „Arbeitskreis Bildung der Hamburger Wirtschaft“, in dem Kammern und Unternehmerverbände sitzen, vor Monaten gemacht hatte. In einer Erklärung wünschte sich der Arbeitskreis damals unter anderem, dass die Berufsschulen „in die Trägerschaft der wirtschaftlichen Selbstverwaltung“ überführt würden. Wegen der besseren Kooperation der Lernorte Schule und Betrieb.

Privatisierung der Berufsschulen ist für Lange nur eines der Beispiele für Umstrukturierungsmaßnahmen, die in erster Linie Geld sparen sollen. Und sie passt deshalb so gut, weil der Staat für Schulen in freier Trägerschaft nur knapp 70 Prozent dessen bezahlt, was er für staatliche Schulen ausgibt. Der Rest muss über Schulgeld oder Spenden zusammenkommen. Das hatten CDU, Schill-Partei und FDP im Wahlkampf heftig kritisiert und eine Anhebung versprochen. Über ein konkretes Angebot müssen die Kammern allerdings noch beraten.

Das Rauhe Haus, das mit der Wichern-Schule die größte Privatschule Hamburgs betreibt, ist unterdessen pikiert, weil Lange einen „langfristig verabredeten“ Gesprächstermin für den kommenden Dienstag kurzfristig abgesagt hat – ohne Angabe von Gründen. SANDRA WILSDORF