: Bahn mit Verlusten
Wegen hoher Investitionen in Schiene, Züge und Bahnhöfe schrieb die DB AG 2001 rote Zahlen. Erst ab 2004 rechnet der Konzern mit Gewinnen
aus Berlin KATHARINA KOUFEN
Die Deutsche Bahn hat im letzten Jahr rote Zahlen geschrieben: 204 Millionen Euro standen auf der Soll-Seite der Jahresbilanz. Als Grund für den Fehlbetrag nannte Bahnchef Hartmut Mehdorn gestern hohe Investitionen. Diese habe der Konzern in die Sanierung von Schienen und Bahnhöfen sowie in den Kauf neuer Züge gesteckt. Die Bahn habe „in die Zukunft investiert“ und ihre Planung für 2001 eingehalten „und sogar verbessert“. Mehdorn: „Wir sind zufrieden. Es gibt zwar keinen Grund zu jubeln. Aber wir wussten ja schon letztes Jahr, dass wir 2001 das Tal der roten Zahlen noch nicht zu Ende durchschreiten würden.“
Insgesamt 7,1 Milliarden Euro hat die Deutsche Bahn AG 2001 investiert, eine Milliarde davon stammt aus dem Verkauf der UMTS-Lizenzen, die das Finanzministerium beigesteuert hat. Damit ist die Bahn nach eigenen Angaben der größte Investor und Arbeitgeber in fast allen Bundesländern geblieben. Bis 2006 will die Bahn noch rund 28 Milliarden Euro in die Modernisierung des Netzes investieren, 10 Milliarden Euro in den Kauf und die Aufrüstung von Loks und Wagen und dreieinhalb Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Bahnhöfe.
Derzeit ersetzt die Bahn an 800 Baustellen marodes Material durch neues. „Natürlich kommt es da zu Verspätungen“, nahm Mehdorn gestern den Vorwurf vorweg, die Bahn sei unpünktlich. Außerdem seien letztes Jahr die Hälfte der 750 „Langsamfahrstellen“ beseitigt worden, „der Rest folgt“. Auf die meisten Verspätungen hat die Bahn ohnehin keinen Einfluss. Sie kommen zustande, wenn Selbstmörder sich vor den Zug werfen, „Personenschäden“ heißt das im Bahndeutsch. Fast 1.000 Menschen haben sich im letzten Jahr auf diese Weise das Leben genommen. Mehdorn: „An einem Tag waren es acht – da ist der Fahrplan natürlich im Eimer.“
Positiv hat sich im letzten Jahr der Umsatz des Unternehmens entwickelt. Er stieg um 1,7 Prozent auf mehr als 15 Milliarden Euro an – „trotz Wegfall der Sondereffekte durch die Expo und trotz schwacher Konjunktur“, betonte Mehdorn. Auch der Personenverkehr hat zugenommen, wenn auch nur um 0,1 Prozent. Auf Fernstrecken reisten dagegen letztes Jahr weniger Menschen als 2000. Das liegt aber vor allem daran, dass einige zum Fernverkehr gehörenden Interregios gestrichen und durch Regionalzüge ersetzt wurden. Der Güterverkehr auf der Schiene nahm um 0,4 Prozent ab. Das, so Mehdorn, liege am rückläufigen Abbau von Stahl und Kohle, die traditionell mit der Bahn transportiert werden. Und auch daran, dass die Bahn 637 von 2.100 Gleisanschlüssen für den Güterverkehr gestrichen hat.
Auch für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit Verlusten, diesmal sogar von 550 Millionen Euro. Von da an soll es aufwärts gehen: 2003 will Mehdorn nur noch „leichte Verluste“ verzeichnen und ab 2004 „in der Gewinnzone“ liegen. „Dann werden wir ein kundenfreundliches und profitables Unternehmen sein.“
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