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Bedenken gegen geballte Energie

Monopolkommission ist gegen Ruhrgas-Übernahme durch Eon: Wettbewerb würde beschränkt, Arbeitsplätze gefährdet. Jetzt entscheidet der Wirtschaftsminister über die Fusion. Zweiter Milliarden-Ringtausch mit Chemie und Kohle perfekt

von KATHARINA KOUFEN

Die Übernahme von Ruhrgas durch den Energiekonzern Eon ist gestern erneut abgelehnt worden. Diesmal stammen die Bedenken von der Monopolkommission – einem fünfköpfigen Gremium aus Wissenschaft und Wirtschaft, das der Bundesregierung regelmäßig über die Unternehmenskonzentration im Land berichtet. Zuvor hatte sich bereits das Kartellamt gegen den Zusammenschluss ausgesprochen. Eon hofft nun auf Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos), der die Übernahme durch eine Ministerialerlaubnis durchsetzen kann. Müller will sich bis Anfang Juli entscheiden, sagte seine Sprecherin gestern.

Die Kommission begründete ihre Entscheidung mit „Wettbewerbsgründen“: Im Falle einer Mehrheit von Eon an Ruhrgas entstünde eine marktbeherrschende Stellung im Gas- und Strommarkt. Sie würde den Wettewerb „besonders schwerwiegend beeinträchtigen“. Den Zielen der Regierung – ein liberalisierter Markt und „funktionstüchtigen Wettbewerb – liefe die Fusion „geradezu zuwider“.

Schon jetzt liegt der deutsche Strommarkt in den Händen der beiden großen Anbieter RWE (kaufte VEW) und Eon (Fusion von Veba und Bayernwerk). Die beiden Konzerne halten zusammen rund 65 Prozent der Kraftwerkskapazitäten und erzeugen 70 Prozent des Stroms in Deutschland. Durch die Fusion würde die marktbeherrschende Stellung bei der Belieferung von Großkunden und Weiterverteilern noch weiter verstärkt, fürchtet die Kommission. Eon würde auch auf dem Gasmarkt zu einem der größten Unternehmen aufrücken.

Eon will dem Wirtschaftsminister seine Erlaubnis mit dem Argument abringen, die Fusion erhöhe die Sicherheit der deutschen Stromversorgung. Doch die Kommission widerspricht: „Ein Zugang zu den Erdgasquellen wird durch die Fusion nicht geschaffen“, schreibt sie in ihrem Sondergutachten. Auch sei es „höchst zweifelhaft“, dass durch die Fusion Arbeitsplätze geschaffen würden, wie Eon in Aussicht gestellt hat, meinen die Experten. Im Gegenteil: „Die zentralen Funktionsbereiche der Unternehmen – wie zum Beispiel Controlling, Marketing und Konzernentwicklung – sind nach dem Zusammenschluss jeweils doppelt vorhanden. Eon und Ruhrgas haben bei Fusionen und Übernahmen in der Vergangenheit regelmäßig Arbeitsplätze abgebaut.“

Zu der Übernahme von Ruhrgas gehört auch ein Tauschgeschäft mit dem Bergbaukonzern RAG: Eon will bis Mai 2004 seine Zweidrittelmehrheit am Chemiekonzern Degussa abgeben um dafür von der RAG deren Ruhrgas-Anteil von 18,4 Prozent übernehmen. Neben dem Ruhrgas-Anteil mit einem Wert von rund 1,9 Milliarden Euro muss RAG für die Degussa-Mehrheit weitere rund 2 Milliarden Euro hinlegen, so gestern die beiden Firmen. Damit wird die RAG – unter anderem Betreiberin der zehn letzen deutschen Steinkohlebergwerke – endgültig zum Chemie- und Technikkonzern.

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