: Indien macht Druck
Ministerpräsident Vajpayee signalisiert im Kaschmirkonflikt Kampfbereitschaft. Pakistan unterstützt Unabhängigkeitskampf weiter
SRINAGAR/ISLAMABAD rtr/afp ■ Im Kaschmirkonflikt mit Pakistan hat Indiens Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee gestern vor den Truppen des Landes Kampfbereitschaft signalisiert. Er sagte bei einem Truppenbesuch im Norden Kaschmirs, es sei an der Zeit für einen entschiedenen Kampf. Gegen wen der Kampf zu führen sei, sagte Vajpayee nicht. Er betonte jedoch, seine Reise zu den Soldaten an der Waffenstillstandslinie solle als Signal verstanden werden.
„Ob unser Nachbar dieses Signal versteht oder nicht, ob die Welt davon Notiz nimmt, die Geschichte wird davon Zeugnis ablegen. Wir werden ein neues Kapitel des Sieges schreiben“, sagte Vajpayee. Er rief die Soldaten auf, zu Opfern bereit zu sein. Doch das Ziel sei der Sieg. Vajpayee, der am Dienstag in Kaschmir ankam, wollte insgesamt drei Tage in der Region bleiben.
In einer ersten Reaktion Pakistans auf die Rede Vajpayees betonte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad, Pakistan wolle Frieden und Deeskalation in der Region. Die pakistanischen Truppen und das Volk seien aber bereit zu kämpfen, sollten sie angegriffen werden. Nach der Krisensitzung von Präsident Pervez Muscharraf mit seinem Kabinett und dem Sicherheitsrat erklärte die Regierung, sie werde den Kampf des Volkes im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir um Unabhängigkeit weiterhin unterstützen. Gleichzeitig betonte Muscharraf, sein Land werde den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen. Die Regierung werde nicht zulassen, dass Pakistan für „terroristische Aktivitäten“ genutzt werde.
Seit Freitag kommt es in der zwischen Indien und Pakistan geteilten Himalajaregion Kaschmir täglich zu Schusswechseln und Gefechten zwischen Truppen der beiden verfeindeten Nachbarstaaten. Laut Behördenangaben sind in den vergangenen zwei Tagen zehn Menschen getötet worden.
Indien und Pakistan haben bis zu einer Million Soldaten samt Kampfflugzeugen, Raketen und Panzern an der Waffenstillstandslinie zusammengezogen. Indien schickte gestern nach Marineangaben zudem fünf Kriegsschiffe zur Verstärkung seiner Westflotte ins Arabische Meer.
In Srinagar, der Sommerhauptstadt des Bundesstaats Jammu und Kaschmir, nahmen tausende Männer Abschied von dem am Vortag erschossenen Separatistenchef Abdul Gani Lone. Mit erhobenen Fäusten folgten sie dem Leichnam und riefen „Freiheit für Kaschmir!“. Indien und Pakistan haben sich gegenseitig die Schuld an dem Tod Lones zugewiesen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen