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Nähe und Party

Gegen starre Konzepte und Spezialistentum gerichtet: Das Kölner Duo Closer Music im Westwerk

Nachdem der Track den Song im letzten Jahrzehnt als Form in der elektronischen Musik abgelöst hatte, vertraut man nun in Technokreisen allmählich wieder auf seine Fähigkeiten. Selbst Gesangsstimmen werden dabei als Stilmittel eingesetzt. Die menschliche Stimme ersetzt zwar nicht die Präzision der Maschinen, sie kann aber Gemeinschaft stiften.

Das Kölner Duo Closer Music ist ein besonders gutes Beispiel für diese Entwicklung. Ihre Musik ist der perfekte Mix aus tanzorientiertem Technotrack und zackiger elektronischer Tanzmusik früherer Popepochen. Wie selbstverständlich greift der aus Chile stammende Sänger Matias Aguayo dabei zum Mikrophon: Zwischen lauthals fordernd und lasziv flüsternd entlockt er seiner Stimme so einiges, was die lange Nacht an Stimmungen und Tonlagen erfordert.

Die Inszenierung auf der Bühne als Liveact ist dabei wichtiger Teil des Konzepts. DieAuftritte von Closer Music genießen inzwischen legendären Ruf. Das schnell aufgeklebte Etikett „retro“ kommt der Sache aber nicht näher, denn Closer-Music-Tracks sind ihrem Charakter nach Techno: Verheißungsvolle lange Intros, zischelnde, sich langsam aufpumpende Beats und majestätische Flächen, die überhaupt keine Angst vor dem Wort „Kitsch“ haben. Der Groove ist immer noch wichtig. Nur die gelegentlich eingestreuten Keyboardtöne gefallen sich in ihrem Grummeln und klingen nach eiskalter New-Wave-Bizarrerie. Die Sperrigkeit des Vorgestrigen.

Auf ihrem Debutalbum After Love singen Closer Music vor allem über typische Situationen im Club. „Never touch, always near“ oder „I‘m lonely, but I‘m not the only one“, heißt es da mal unterkühlt, mal aufgewühlt. Man thematisiert das ewige Projekt der distanzierten Kollektivität.

„Unsere Musik ist im Grunde gegen jede Art von Konzept und Spezialistentum gerichtet. Wir stehen für Nähe und Party“, erklärt Matias Aguayo. Bereits Mitte der neunziger Jahre war er mit seinem wilden Gestammle auf dem Clubhit „U.O.A.A.“ aufgefallen. Was damals unter dem Namen Zimt angedacht war, ist jetzt bei Closer Music auf die lange Distanz verfeinert. Zusammen mit Dirk Leyers sucht Aguayo mit dem Mikrofon immer wieder die direkte Zustimmung des Publikums, will bis in die hintersten Winkel der Clubs Leute ansprechen. So führt er den Techno-Dancefloor auch ein klein wenig zurück auf den harten Boden der narrativen Tatsachen. Julian Weber

Sonnabend, 21 Uhr, Westwerk

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