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Serienkiller in spe

Die Amateure in den roten Hosen spielen gegen Oldenburg um den Aufstieg in die Regionalliga

Nimmt die Serie ein Ende? Sechs Mal traten Vertreter der Fußball-Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein zu Aufstiegsspielen gegen Vertreter aus Niedersachsen-Bremen an – sechs Mal verloren sie. Mit einem 0:0 in Oldenburg haben sich die Amateure des HSV nun gute Karten für das morgige Rückspiel (16 Uhr, Volksparkstadion) verschafft.

Es geht nicht nur um die Frage, wer sich norddeutscher Meister nennen und fortan in der Regionalliga spielen darf. Es geht auch darum, unter welchen Bedingungen der HSV seinen Nachwuchs für die Bundesliga aus- und weiterbilden kann. „Die individuelle Ausbildung funktioniert auch in der Oberliga“, weiß Trainer Stefan Böger, „aber die Leistungsanforderungen sind in der Regionalliga um ein Vielfaches höher.“ Leistungsanforderungen, nach denen dürstet, wer als Spitzenmannschaft die Oberliga mitgemacht hat, wie der HSV in den beiden vergangenen Spielzeiten. „Ob man Woche für Woche 3:0, 5:0 oder auch mal 8:0 gewinnt, bringt einen nicht weiter“, resümiert Verteidiger Marco Grote, der selbst in Oldenburg gekickt hat. Das dies keinesfalls überheblich ist, zeigt schon die Tordifferenz seiner Mannschaft. Mit 105:22 Treffern spazierten Grote & Co. durch eine Saison, in der sie allenfalls in jedem dritten Spiel gefordert wurden.

Die 13.000 Besucher beim Hinspiel ins Oldenburger Marschwegstadion waren da ein starker Kontrast zum eintönigen Alltag der unattraktiven Oberliga-Staffel. Der HSV bemüht sich, in dieser Hinsicht aufzuholen. Spätestens, seitdem zum Derby gegen St. Paulis Amateure 8000 Zuschauer ins Volksparkstadion strömten, haben die Verantwortlichen das Potenzial des Nachwuchsteams erkannt. „Meine Spieler haben es verdient, vor einer großen Kulisse zu spielen“, hofft Coach Böger auf regen Zulauf im letzten Saisonspiel.

Und was geschähe im Aufstiegsfalle? „Zwei bis drei Schlüsselpositionen sollte man mit Regionalliga-erfahrenen Spielern besetzen“, blickt Böger voraus. Denn „sportlich wäre die neue Liga auf jeden Fall ein Abenteuer“. Da Amateur-Mannschaften von Profi-Clubs immer auch Talentschmieden sind, ist die Fluktuation der Spieler höher als bei „normalen“ Vereinen. Sich mehrere Jahre in der dritthöchsten Spielklasse zu halten, fällt vielen Nachwuchs-Teams daher schwer. „Unser Team hielte ich für absolut konkurrenzfähig“, prognostiziert allerdings Spieler Grote und schwärmt vom „bemerkenswerten Charakter“ der HSV-Talentelf. „In Amateur-Mannschaften ist es oft so, dass jeder sein eigenes Ding durchzieht, weil er Profi werden will“, schildert der erfahrene Grote: „Aber eine so hohe Geschlossenheit wie hier habe ich bisher noch nie erlebt.“ FOLK

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