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Stromabwärts per Rad

Der Elberadweg von Tschechien zur Nordsee ist komplett. Die Eröffnung des letzten Teilstücks morgen in Stade wollen Autobahn-Gegner zur Protesten nutzen. Auch niedersächsische Planer für Elbquerung bei Glückstadt, zur A1 bei Sittensen

von GERNOT KNÖDLER

Ab dem kommenden Wochenende braucht man kein Boot mehr, um der Elbe von der Quelle bis zur Mündung folgen zu können. Wenn morgen Nachmittag in Stade das letzte Teilstück der 1000-Kilometer-Strecke eröffnet ist, sollen Radfahrer dem ganzen Strom ohne einen Blick auf die Landkarte folgen können: nicht immer direkt am Wasser entlang, auch nicht immer auf bestens befestigten Wegen, wie Reisende berichten – dafür aber geleitet von einem kleinen blauen Fluss-e. Viele Menschen im Alten Land bewerten die für morgen ab 16.30 Uhr geplante Eröffnung des Radwegs durch Kabinettsmitglieder aus drei Landesregierungen jedoch als zynisch: Es sei paradox einen Radwanderweg zu bauen und gleichzeitig zwei neue Autobahnen durch das Alte Land zu planen.

Der Radweg gelangt an der Zollenspieker Fähre auf Hamburger Gebiet. Von dort aus führt er auf dem Marschenbahndamm zu den Elbinseln Kaltehofe und Entenwerder. „Sie erleben die Vier- und Marschlande – und haben nicht die Ahnung, dass Sie sich auf dem Gebiet einer Großstadt befinden“, schwärmt Olaf Bahr von der Umweltbehörde. Den Weg direkt an der Elbe entlang zu führen, hielt er nicht für sinnvoll, weil es dort eine schnelle Straße gibt, und der Deich den Strom verbirgt.

An den Elbbrücken treffen die Radler fast übergangslos plötzlich auf die Großstadt: die Industrielandschaft der Peute, die Skyline – und die Amsinckstraße an der entlang der Weg zu den Deichtorhallen führt. Bahr hat das als Übergangslösung geplant, bis die Promenaden der Hafencity fertig sind.

An der Hafenkante entlang führt der Weg auf exististierenden Radwegen bis zu den Landungsbrücken. Dort teilt er sich wie vor Zollenspieker in zwei Wege auf: Einer führt mit Hilfe der Hadag-Linie 62 aufs Südufer der Elbe, wo er in einem Schlenker südlich um Finkenwerder herumführt und dann über Jork nach Stade führt.

Auf der Nordseite fährt man auf Kopfsteinpflaster nach Övelgönne, um auf ein ungelöstes Problem zu treffen: Vor den Lotsenhäusern müssen sich die Radler den Weg mit den Spaziergängern teilen und einige Hundert Meter schieben. Danach geht es meist schön an der Elbe weiter.

Der Radstafette zur Eröffnung des Weges werden sich um 13 Uhr am Nordausgang der S-Bahnstation Neugraben Gegner der A26 anschließen, die von Stade nach Hamburg führen soll. Hinter dem Aufruf stehen die wichtigsten Verkehrs- und Umweltgruppen. Die Fahrer des BUND Buxtehude treffen sich um 13.30 Uhr vor Naturkost am Hafen.

Gegen 16.30 Uhr will der Arbeitskreis Gegen die Trassenführung der A20 in Agathenburg dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel 310 Unterschriften übergeben. Gabriels Planer wollen die Nordwest-Umfahrung Hamburgs von Drochtersen an Stade vorbei über die A26 führen und bei Sittensen an die A1 anschließen.

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