: Entspannungs-Kurztrip nach Pjöngjang
Ein Sonderjet bringt täglich hunderte Südkoreaner nach Nordkorea. Dort hoffen die Menschen auf Annäherung
PJÖNGJANG taz ■ Glücklich steht die Südkoreanierin Choi im Foyer des Koryo-Hotels von Pjöngjang. „Ich bin so froh, hier zu sein, wir haben lange gewartet.“ Für Choi und ihren 350 Landsleute, die gerade mit einer Chartermaschine aus Seoul in der nordkoreanischen Hauptstadt gelandet sind, wird ein Traum wahr: Zum ersten Mal seit dem Koreakrieg vor 50 Jahren durften sie mit offizieller Genehmigung ihrer Regierung gestern in die Hauptstadt des Nordens fahren.
Nach zähen Verhandlungen hatten sich Pjöngjang und Seoul geeinigt, täglich eine Sondermaschine einzusetzen, die bis zum Ende des Monats rund 3.000 Südkoreaner in den Norden bringen soll. Offizieller Anlass ist das Massengymastikspektakel Arirang, bei dem 150 Teilnehmer in einem Stadion die Geschichte des geteilten Landes darstellen. Wie es in Pjöngjang hieß, bleiben die Besucher eine Nacht und werden nach einer Stadtrundfahrt wieder nach Hause geschickt. Viele südkoreanische Teilnehmer hofften gestern, länger bleiben zu können.
Das Arirang-Festival ist der Höhepunkt einer Reihe von Paraden und Massenveranstaltungen, die in diesem Jahr zu Ehren des 1994 verstorbenen Präsidenten in Ewigkeit Kim Il Sung und seines Sohnes Kim Yong Il inszeniert werden. Profitiert haben von der leichten Öffnung seit Frühjahr vor allem die Bewohner von Pjöngjang. Aus der grauen Stadt ist eine fast belebte Metropole geworden, in deren City Restaurants das traditionelle Grillgericht „Bulgogi“ anbieten.
Wer nicht in der Hauptstadt wohnt, hat das Nachsehen: Im Rest des Landes reicht der Strom, so berichten Hilfsorganisationen, nur wenige Stunden am Tag. Doch in der Hauptstadt überwiegt die Hoffnung, dass die Ankunft der südkoreanischen Touristen neue Entspannung bringt. Bisher prägt oft Misstrauen das Verhältnis beider Staaten: Offiziell liegen sie noch im Krieg. Wer von Pjöngjang nach Seoul reisen will, muss über Peking fliegen. Direkte Telefonverbindungen gibt es nicht.
Immer wieder wurde die Hoffnung auf Annäherung enttäuscht. Zuletzt nach dem 15. Juni 2000, als Südkoreas Präsident Kim Dae-jung nach Norden reiste. Seit US-Präsident George W. Bush Nordkorea als Teil der Achse des Bösen bezeichnete, sind die Kontakte wieder mühsamer geworden und oft ganz gekappt. Die Sonnenscheinpolitik Kim Dae-jungs ist auch im Süden stark umstritten, da viele ihm vorwerfen, zu viel Geld und Reis nach Norden geschickt zu haben – ohne Gegenleistung. TAZ
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