Schicht beendet

Die HSV-Frauen zeigen der Bundesliga letztmals warum sie dazugehören durften – 3:1 gegen Rheine

Der harte Kern blieb zurück. Bewaffnet mit Campingstühlen und Picknickkörben wurden die Fußballfrauen des HSV standesgemäß aus der 1. Bundesliga verabschiedet. Längst sind Modefans, die zu Zeiten als das Team von Trainer Andrew Pfenning noch in den Zusammenhang Berliner Olympiastadion, Pokalsieg und erfolgreichen Fußball gepresst wurde, zu Hause auf dem Sofa eingeschlafen. Gegen den FFC Heike Rheine kamen nur die wirklichen Fans – 150 Stück. Die HSV-Supporters brieten Würstchen für 50 Cent das Stück, unterhielten sich über das WM-Achtelfinale und erwiesen den Spielerinnen mehr eine höfliche, als interessierte Abschiedsaufwartung.

Immerhin waren sie beim 3:1-Erfolg gegen Rheine Zeugen einer von zwei siegreichen Partien der Bundesligasaison 2001/2002. Auch Fritz Wiepling, seit 1947 Fan vom HSV, konnte seinen Augen kaum trauen. Bis gestern dachte er, das Team gut zu kennen, da er jedes Spiel – „sofern es die Zeit erlaubt“ – der HSV-Frauen anguckt. „Früher ging das nicht, hatte Schichtdienst“, sagt er bevor die Erinnerungen an Uwe Seeler, dessen handballspielende Frau und den Victoria-Sportplatz eine Unterhaltung über das laufende Spiel beenden lassen. Zuvor versuchte Wiepling den früh feststehenden Abstieg noch mit „Pech“ in Verbindung zu bringen. Eine Erklärung, die Beteiligten nicht tiefgründig genug erschien. „Mit dem Sieg heute haben wir unser Minimalziel erreicht“, spottete Pfennig, „wir sind Vorletzte geworden.“ Dafür, dass bis in den März hinein nicht ein einziger Punkt erspielt werden konnte, ist diese Platzierung als Erfolg zu werten.

Bleibt nur der üble Beigeschmack, etablierte Teams aus dem DFB-Pokal geworfen zu haben und in zahlreichen Ligaspielen mindestens ebenbürtige Gegnerinnen gewesen zu sein. „Viele haben zu uns gesagt, dass wir mit diesem Team nicht absteigen können“, trauert Abteilungsleiter Gerd Hein. Man hätte sich nicht darauf verlassen sollen. FOG