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vorlauf musik Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Ein weithin verbreitetes Missverständnis besagt ja, dass Menschen auf Konzerte gehen, um dort Musik zu hören. Täten sie’s, würden sie auch zuhören und nicht schwätzen. Sich nicht gegenseitig auf die Schultern klopfen. Gesellig sein. Kurz. Auf Konzerte geht man genau deswegen: um Bekannte zu treffen. Oder sich Bekannte zu verschaffen. Um in wohl temperierter Lautstärke sein Bier zu trinken. Unter vielen anderen Biertrinkern. Um überhaupt eben das gesellschaftliche Wesen zu sein, das einem mit Musik doch leichter von der Hand geht, und dieser Tage muss man dafür nur vor die Tür treten, um gleich mitten im musikalischen Treiben zu stehen. Heute die Fête de la Musique (unglaublich, wie viele Punkrockgruppen noch ihr Werk verrichten), und beim Bergmannstraßenfest musiziert man Jazz-orientierter gleich weiter bis zum Sonntag. Am Samstag feiert man bunt gemischt in der Wrangelstraße, und wer an dem Tag nach Potsdam fliehen will, trifft dort nur wieder die Berliner: wie Kissogram, Maximilian Hecker und viele mehr, auf der Bühne beim Waschhaus-Festival (ab 15 Uhr). Wo auch der eindrucksvolle Kim Warsen einen Auftritt hat, der wiederum bestens am Mittwoch in den Schokoladen passen würde, wenn dort ab 21 Uhr Nick Drake gehuldigt wird. Dem Zartbitteren. Dem Leisetreter. Der alle Leidenschaft verdient. Und den Respekt, den die Drake-Interpreten hoffentlich haben werden. Denn Nick Drake schaffte doch solche Momente, wo die Musik so leise gedimmt war, dass man auch sich selber hören kann. Und nicht mehr nur hinter der Musik verstecken. Wenn man genug davon hat, an diesem Wochenende, zieht man sacht die Tür wieder hinter sich zu und legt sich eine ältere Platte aus dem ECM-Programm auf. Ganz egal, welche. Und spielt sie einfach nicht ab. Der schönste Sound. Stille.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort

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