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Parade der Hedonisten fällt aus

Leder, Lack und Loungemusik gelten Berliner Beamten als zu spaßbetont. Der Carneval Erotica kann daher nicht stattfinden

von ADRIENNE WOLTERSDORF

Wer in diesem Sommer auf ein erneutes Defilee der politisierten Hedonisten Berlins hoffte, wird enttäuscht sein. Der für 6. Juli angekündigte Carneval Erotica fällt nämlich aus. Damit entgeht den Fans des lustvollen Umgangs mit Sound und Sex eine erst junge Gelegenheit „gegen den staatlichen Bevormundungsapparat“ zu demonstrieren.

Die Berliner Versammlungsbehörde teilte den Organisatoren vergangene Woche mit, dass die Fetischträger und Nackedeis zwar am angemeldeten Datum demonstrieren könnten – aber ohne Musik. „Das ist versteckte Zensur“, echauffieren sich darüber die Veranstalter, unter anderen die Kit-Kat-Club-Betreiber und der Verein zur Förderung hedonistischer Lebenskultur e. V. „Ich meine, wir sind Hedonisten, da macht es doch keinen Sinn, unsere Veranstaltung ohne Musik abzuhalten“, empört sich Mitorganisatorin Dominique Insomnia. Sie beklagt, dass sich die Behörde einfach dem Love-Parade-Urteil angeschlossen habe, ohne dass dieses das Gewicht eines Grundsatzurteiles habe. Den Love-Paradern war zuvor ebenfalls der Status einer politischen Demo entzogen worden. Genau wie die Techno-Großveranstaltung müsste der Juli-Carneval Gebühren für eine kommerzielle Straßennutzung entrichten.

„Das ginge nur, wenn wir Sponsoren mit ins Boot holen, aber wir haben keine Lust auf diese Kommerznummer“, lehnt Dominique entschieden ab. Außerdem habe die Erotica-Demo sehr wohl politische Inhalte: Schließlich hätte es am 6. Juli gegen staatlichen Bürokratismus, seine versteckte Zensur, um die Abschaffung der geschlechtlichen Definition von Sittenwidrigkeit, um ein Ende der Sperrzeiten und um die Schaffung einer erotischen Kultur gehen sollen. Kurz: Alles, was friedliche Bonvivants behindert. Bleibt die Neugier auf die neuesten Outdoor-Hedo-Trends bei Fummeln und Fetisch. Zu sehen auf dem CSD, denn die für den Erotik-Umzug geplanten sieben Wagen fahren eben schon heute mit.

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