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Von Verlagen „totkonkurriert“

Betriebsräte legen nach dem Verkauf der „Berliner Zeitung“ gemeinsame Erklärung vor. Sie fürchten um die Arbeitsplätze, kritisieren aber auch die Strategie der Unternehmen

Vielleicht war der Ort symbolisch gewählt, denn vor lauter Autolärm konnte man sich gestern vor dem Haus des Berliner Verlags in der Karl-Liebknecht-Straße nur schwer verständigen. Hier stellten die Betriebsräte des Berliner Verlags (G + J) und des Tagesspiegels (Holtzbrinck) eine gemeinsame Erklärung vor, in der sie Stellung nahmen zu dem am Dienstag bekannt gewordenen Verkauf des Verlags an die Holtzbrinck-Gruppe.

Denn die Verständigung aller Beteiligten scheint im Moment ein bisschen schwierig, fürchten doch vor allem die Mitarbeiter des Berliner Verlags um ihre Arbeitsplätze und glauben den gegenteiligen Beteuerungen von Holtzbrinck-Geschäftsführer Michael Grabner wenig. Bei der Größe des Geschäfts zwischen Holtzbrinck und G + J bestehe „das Risiko, dass durch strategische Unternehmensentscheidungen eine Vielzahl von Arbeitnehmern hart betroffen sein könnten“, heißt es in der Erklärung. Was von Renate Gensch, Betriebsratsvorsitzender des Berliner Verlags, gestern ergänzt wurde. „Wir haben bei der Zusammenarbeit von Redaktionen bisher leidvolle Erfahrung gemacht, befürchten aber trotzdem, dass die Pläne wieder aufleben.“ Darüber, welche Teile der Berliner Zeitung und des Tagesspiegels zusammengelegt werden könnten, schweigt Grabner bisher. Aber dass beispielsweise die Zusammenlegung der Vertriebs- und Anzeigenabteilungen betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll sein könnte, wissen auch die Betriebsräte und befürchten gerade in diesen Bereichen Stellenkürzungen.

Unklar ist auch die Zukunft der beiden Stadtmagazine TIP (G + J) und Zitty (Holtzbrinck). Zwar soll Joachim Meinhold, Geschäftsführer des Tagesspiegels und für die Zitty zuständig, den Mitarbeitern versichert haben, es werde keine Zusammenlegung geben. Aber Grabner hat die Stadtmagazine ausdrücklich von der Bestandsgarantie ausgenommen, die er für andere Objekte ausgesprochen hatte.

Gleichzeitig kritisierten sowohl Gensch als auch Frank Werneke, im Bundesvorstand von Ver.di zuständig für Medien, die Strategie von Holtzbrinck und von G + J, sich in Berlin über Jahre hinweg mit ähnlichen Konzepten Konkurrenz zu machen. „Das Management der Verlage hat uns mit der Strategie des Totkonkurrierens in die jetzige Lage gebracht und dabei ist außerdem unendlich viel Geld vernichtet worden“, so Werneke gestern. Um Meinungsfreiheit und publizistische Vielfalt zu erhalten, forderte er Konzentrationskontrollen, gesicherte journalistische Freiheiten und Mitbestimmung bei Verlagen. SUSANNE AMANN

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