: Interne Familienzusammenführung
Ostseekunst-Biennale artgenda harrt der nächsten Etappe. Vorläufiger Hamburger Output: Verbesserte Zusammenarbeit, eine geplante Dokumentation sowie avisierte künftige Zwischen-artgendas
Ist eine Aktion vergänglich, weil ihr Konzept offen ist? Oder bürgt eine flexible Projektidee nicht eher für die Unverletzlichkeit des Projekts, eben weil es zu den Seiten hin offen, weil es undicht und stetig veränderbar ist?
Die vor zwei Wochen zu Ende gegangene Ostseekunst-Biennale artgenda, zu der rund 170 Künstler angereist waren, scheint Letzteres erwiesen zu haben – stärker, als die VeranstalterInnen gehofft hatten: „Ich war überrascht, wie durchweg positiv die Rückmeldungen der beteiligten KünstlerInnen waren“, sagt Projektepate und Mit-Koordinator Veit Sprenger. „Alle haben die zweieinhalb Wochen hier vor Ort als besonders fruchtbar empfunden – und die Netzwerke gebildet, die wir hatten befördern wollen: Das am Hein-Köllisch-Platz durchgeführte Video-Projekt ,trustyourlocalartist‘ zum Beispiel soll im Herbst oder Winter in Hamburg eine Fortsetzung finden. Und beim internationalen Musikprojekt ,Noise Factory‘ haben sich Kooperationen für Plattenlabels ergeben.“
Außerdem möchten die OrganisatorInnen künftig – natürlich nur, falls finanzierbar – in Hamburg gern eine Art Zwischenetappe künftiger artgendas – als Veranstaltungsort für die kommende ist das norwegische Bergen im Gespräch – veranstalten. „Man könnte anhand einzelner, vorab vorgestellter Projekte einen Vorgeschmack auf die kommende artgenda bieten“, überlegt Sprenger. Und die Round Tables – regelmäßige Lagebesprechungen der beteiligten Hamburger KünstlerInnen – sollen ohnehin fortgesetzt werden. „Abgesehen davon hat die artgenda einen unerwarteten, erfreulichen Nebeneffekt erbracht: Die Hamburger Szene hat sich ein bisschen zusammengerauft. Künstler, die vorher nicht zusammengearbeitet haben, die teils konkurrierten, haben durch die artgenda zusammengefunden. Man könnte die artgenda als subkulturelle Familienzusammenführung bezeichnen.“
Ein guter Startpunkt für das unmittelbare Folgeprojekt der diesjährigen Biennale: die Erstellung einer Dokumentation, die als eigenes Kunstwerk gedacht ist. Bezüglich der Form gibt es noch keine konkreten Pläne. Solche Festlegung widerspräche auch dem Konzept: „Wir wollen erst mal sehen, was die Künstler uns an Material liefern und in welcher Form sie das Vergangene manifestieren wollen – oder ob sie etwas ganz anderes hinterlassen wollen.“ Petra Schellen
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