: Geredet wird über Tennis
Die Vergleiche mit Anna Kurnikowa hört sie nicht ungern, doch überzeugen will die Slowakin Daniela Hantuchova, die heute im Viertelfinale auf Serena Williams trifft, mit ihrem kraftvollen Spiel
aus Wimbledon DORIS HENKEL
Sie tippt den Ball mit der Hand vier-, fünf-, sechsmal auf, sie tippt ihn vier-, fünf-, sechsmal mit dem Schläger, dann zwei, drei kleine Hüpfer, und keck wippt der blonde Pferdeschwanz. Das Ganze hat was mädchenhaft Frisches und Feines, doch kaum ist der Ball im Spiel, ist es vorbei mit der unverbrauchten Nettigkeit. Daniela Hantuchova (19) kennt nur ein Ziel, und das ist, so schnell wie möglich den Punkt zu machen. Da gibt es kein Zaudern, kein Zögern und Zweifel schon dreimal nicht. Sie ist so selbstbewusst, wie man es sein muss, um auf dem Platz erfolgreich zu sein, und was das Beste ist: Sie hat dazu auch allen Grund.
Daniela Hantuchova, die am Montag im Achtelfinale von Wimbledon die favorisierte Jugoslawin Jelena Dokic mit 6:4, 7:5 bezwang, stammt aus Bratislava in der Slowakei und ist seit drei Jahren Profi. Gewann den ersten großen Titel im März 2002 in Indian Wells mit einem mitreißenden Spiel im Finale gegen Martina Hingis, steht in der Weltrangliste inzwischen auf Platz zwölf und spielt nun zum ersten Mal im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers.
Das ist alles verdammt schnell gegangen, aber wenn man sie spielen sieht, weiß man, warum. Das ist Frauentennis der modersten Art: Angriff und lange Bälle mit Karacho aus nahezu jeder Situation, ganz nach dem erfolgreichen Muster der Schwestern Williams. Doch im Gegensatz zu denen getragen von Leichtigkeit und Mühelosigkeit.
Wie Venus Williams hat auch Daniela Hantuchova endlos lange Beine, dazu ein hübsches Gesicht und honigblonde Haare – kurzum, man sieht sie gern. Vermutlich liegt es an der Farbe der Haare, dass irgendwann jemand auf die Idee gekommen ist, sie mit Anna Kurnikowa zu vergleichen. Mal abgesehen davon, dass die Kombination Unfug ist, weil Hantuchova so gar nichts hat von Glamour und Lippenglanz der Anna K., kann man sich gegen solche Geschichten natürlich nur schwer wehren.
Aber auch damit geht sie inzwischen auf eine Weise um, die Eindruck macht. Doch, natürlich fühle sie sich geschmeichelt bei den Vergleichen mit Kurnikowa, sagt sie, „welche Frau hört schließlich nicht gern, dass sie gut aussieht?“. Aber sie hat auch in Wimbledon bisher nach jedem ihrer vier Spiele betont, worauf es ihr ankommt. „Wissen Sie, die Leute reden natürlich über viele andere Dinge, aber ich glaube, dass ich bei diesem Turnier bewiesen habe, dass man vor allem über mein Tennis reden kann.“ So viel zum wichtigsten Unterschied zu Anna K., die bis heute kein Turnier gewonnen hat und die zurzeit davon weiter entfernt ist denn je.
Das alles gehört inzwischen auch zu den Rahmenbedingungen des Frauensports, und wer damit nicht umgehen kann, der scheitert irgendwann. Daniela Hantuchova ist von Anfang an von ihren Eltern bestärkt worden in einem natürlichen Selbstbewusstsein, aus der Zeit des Drills bei Nick Bollettieri in Florida hat sie eine gewisse Disziplin übernommen, die sich in vielen Kleinigkeiten der täglichen Arbeit äußert, und beim Rest hilft ihr der Spaß am Spiel.
Und wenn sie nun heute im Viertelfinale spielt, dann mag sie zwar auf dem Papier Außenseiterin sein gegen Serena Williams, die vor ein paar Wochen in Paris den Titel gewonnen hat, aber eine Überraschung liegt jederzeit im Bereich des Möglichen. Serena Williams wird wissen, was sie erwartet; sie selbst hat zwar noch nie gegen Hantuchova gespielt, aber die Schwester Venus, und die hatte zu Jahresbeginn Glück, als sie in der dritten Runde der Australian Open einer Niederlage in drei Sätzen mit Müh und Not entkam.
Daniela Hantuchova ist optimistisch, sie freut sich auf das Spiel und kann mit der Unterstützung der Zuschauer rechnen. „Ich habe den Eindruck“, sagt sie, „dass ich hier von Tag zu Tag mehr Freunde auf meiner Seite habe.“ Ob das an den mühelosen Schlägen liegt oder an den Beinen, ist noch nicht raus, aber das macht ja nichts. Bekanntlich ist es immer am besten, wenn die Kombination stimmt.
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