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Epidemie kommt näher

Über 1.000 tote Seehunde: Aufzuchtstationen und Tierorganisation sind in Alarmbereitschaft

Noch hat sich der tödliche Seehund-Virus nicht an der deutschen Küste ausgebreitet. Betroffen sind bislang vor allem die Seehunde aus den Nachbarländern: So hat die „Vereinigung zum Schutz des Wattenmeeres“ in Wilhelmshaven allein in Dänemark und Schweden bislang insgesamt 1.132 tote Seehunde gefunden, die durch das Virus verendeten.

Aber das immunschwächende Virus scheint näher zu kommen. Inzwischen schlagen auch die niederländischen Behörden Alarm. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Den Haag sind in den vergangenen drei Wochen insgesamt 50 tote Tiere an die niederländische Küste angetrieben worden. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres hätte es in 2001 aber nur 15 tote Tiere gegeben, hieß es in einer am Wochenende verbreiteten Presseerklärung.

Damit habe die tödliche Viruskrankheit inzwischen das Ausmaß einer Epidemie angenommen, so das holländische Landwirtschaftsministerium weiter. Nach ersten Schätzungen sei es möglich, dass etwa die Hälfte der rund 5.000 Seehunde im niederländischen Wattenmeer erkranken könnte.

Zwar wurde letzlich nicht bei allen toten holländischen Seehunden das Virus (phocine distemper) nachgewiesen. Aber das könne auch daran liegen, dass viele Kadaver bereits stark verwest gewesen seien.

An den deutschen Küsten wurden aber noch keine außergewöhnlichen Todesfälle registriert. Das in den Nachbarländern beobachtete Tiersterben wird aber seit Wochen auch von deutschen Behörden verfolgt. Unter anderem die Seehundaufzuchtstation ist in Alarmbereitschaft.

Das sehr ansteckende Virus schwächt das Immunsystem der Seehunde und macht sie für andere Krankheiten empfänglich. Bereits 1988 hatte dieses Virus den Seehundbestand in Westeuropa stark dezimiert. Die in Wilhelmshaven sitzende „Vereinigung zum Schutz des Wattenmeeres“ koordiniert inzwischen die Schutzmaßnahmen von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark.

taz/dpa

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