: So gut kann der Katechismus klingen
Die Gitarrenglaubenslehre mit Sonic Youth
Wenn Pop also das Spielerische ist, das alles Schwere transzendiert, leichtgewichtig macht und dabei immer schon den Zweifel eingebaut hat, als keck ausgestellte Sollbruchstelle, auf der gleich die nächste Idee Platz nehmen darf, dann ist Rock dazu das katholische Gegenprogramm, Inbrunst und Leidenschaft. Die volle Glaube-Liebe-Hoffnung-Packung. So eine Gnosis, die sich nicht davon abhalten lassen will, weiter nach irgendeinem Gral zu suchen. Muss halt. In diesem Poprockraster sind Sonic Youth natürlich Rock. Selbst wenn sich die New Yorker bestens über die Sinnproduktionsmechanismen ihres Geschäfts aufgeklärt zeigen und deswegen ihren Gitarrenmahlstrom auch von Album zu Album immer wieder in andere Richtungen kanalisieren. Zwischendurch wurde der sogar mit schönen Popmelodien amalgamisiert. Was gleichermaßen als Experiment zu hören ist. Seit gut 20 Jahren sind Sonic Youth die Band, auf die sich alle einigen können. Jedenfalls der Beichtstuhl der Alternative-Rocker, den alle irgendwann mal aufsuchen, die die Gitarre auch als kleine Krachmaschine benutzen wollen. Der aktuelle Stand des Katechismus (nun mit Jim O’Rourke in den Reihen) ist heute in der Columbiahalle zu hören.
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