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Proppevolle Abteile

Als Straßenbahnen noch durch Findorff fuhren und Schaffner sich von ihnen den Tabak schneiden ließen

Bremen um 1900: Ausflügler besteigen die Kleinbahn „Jan Reiners“, um am Sonntag ins Teufelsmoor zu fahren. Keuchend und fauchend setzt sich die Dampflokomotive in Gang auf der Fahrt von Bremen-Findorff nach Tarmstedt. „Jan Reiners bimmelte, pfiff und jawoll, in jedem Abteil war es proppevoll“, beschrieb eine Findorfferin in einem Gedicht die Situation an Bord. Nachzulesen im Bremer Straßenlexikon Band 5.

Nach dem Bau des heutigen Bahnhofes und der Höherlegnug der Bahnlinie Hannover trat die „Jan Reiners“ am 22. Mai 1954 ihre letzte Fahrt an. Noch heute erinnern eine Lok, die als Denkmal an der Hemmstraße steht, und die Wandmalerei am Bunker III in der Neukirchstraße an die Geschichte der Kleinbahn.

Heute ist Findorff, ein zentraler Bremer Ortsteil zwischen Bürgerpark und Autobahnzubringer, nur noch mit den Buslinien 25 und 28 zu erreichen. Dabei gab es neben der „Jan Reiners“ fünf Straßenbahnen, die zwischen 1913 bis 1967 nach Findorff fuhren: die Linien 5, 6, 7, 9 und 15. Vor allem die „Elektrische Nr 7“ nach Woltmershausen entwickelte sich zu einem Liebling in Findorff. Als sie Pfingsten 1965 die letzte Fahrt antrat, fuhr sie den ganzen Tag bekränzt.

Über einige Fahrer der Findorffer Straßenbahnlinien werden noch heute Geschichten erzählt. So zum Beispiel über den Kollegen, der beim Rangieren an der Endstelle immer seinen Blatttabak auf die Schienen legte, mehrmals mit der Bahn darüberfuhr und dann den entstandenen Grob- bzw. Feinschnitt in die Pfeife stopfte.

Seit 1989 wird darüber nachgedacht, eine moderne Straßenbahn nach Findorff fahren zu lassen. Viele Anwohner würde das sicher freuen, auch wenn die neuen Bahnen natürlich nicht an die 7 oder die „Jan Reiners“ heranreichen würden. plü

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