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Wie wollen Sie leben?

Elf Städte, dutzende Themen, eine Bilanz: In sieben Tagen startet der taz-kongress on tour

Hamburg: Das Prinzip Schill: Mit Sicherheit Sozialabbau

Wie wollen wir Schwarz-Schill überleben, müssen sich Hamburgs soziale Projekte fragen. Allein 25 Mio. Euro werden bei Sozialhilfeempfängern, ABM-Stellen, bei der Frauen- und MigrantInnenberatung gestrichen – für mehr PolizistInnen und StaatsanwältInnen: Die innere Sicherheit wird nicht nur in Hamburg zur Hauptsache, seit den Anschlägen des 11. September haben „Sicherheitspakete“ parteiübergreifend Konjunktur. Der gleichzeitige Abbau bürgerlicher Freiheitsrechte wird dagegen kaum diskutiert. Gerade weil mit dem Unionskanzlerkandidaten Stoiber die innere Sicherheit auch ein Kernthema im Bundestagswahlkampf sein wird, ist die Debatte überfällig: Wie viel – und vor allem welche – Sicherheit brauchen wir? Außerdem im Programm: 13. April, Patriotische Gesellschaft, ab 15 Uhr.

Freiburg: Wem gehört der Ball? Fankultur, Politpopulismus, TV-Kommerz

Früher war alles ganz einfach: Wer den Ball mitbrachte, war der Chef und durfte bestimmen. Wer aber hat heute die Herrschaft über das Spiel mit dem Freund aus Leder? Die Vereine? Der DFB? Die Fans? Oder doch die Rechtevermarkter? Wer kommt nach Kirch – und was hat die große Politik damit zu tun?

25. April, Vorderhaus, 19 Uhr.

Dresden: „Chefsache Ost“ – Neue Länder blühen weder rot noch grün

Die Wahlentscheidung der Ostdeutschen bestimmte das letzte Bundestagsergebnis maßgeblich. Entsprechend stark wird sich der Wahlkampf auf Ostdeutschland konzentrieren. Blüht der Osten rot oder schwarz? Welchen Erfolg hatten des Kanzlers Bemühungen um seine „Chefsache“? Und was ist eigentlich mit den Grünen in den neuen Ländern los? 27. April, Hygienemuseum, 19.30 Uhr

Bremen: Fördern, fordern, fallenlassen – Arbeitsmarktpolitik auf neuen Wegen

Niedriglohn, Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, Private Arbeitsvermittlung – Arbeitsmarktpolitik im Umbruch.Wird die hohe Zahl der Arbeitslosen jetzt benutzt, um kapital- und arbeitgeberfreundliche Maßnahmen durchzudrücken? Oder bietet ein flexibler Arbeitsmarkt auch Chancen für Menschen, die bislang in der Arbeitswelt leer ausgegangen sind? – Apropos Arbeitswelt: Spricht eigentlich noch irgendjemand von der Qualität der Arbeit?

2. Mai, Schlachthof, 19 Uhr.

Köln: Get up – stand up: Die Repolitisierung der Popkultur

In jüngster Zeit scheint es, als würde politischen Themen im Lande Pop wieder stärkeres Gewicht zuteil. Andererseits gehört der Gestus der Rebellion schon immer zum Pop, und jeder entsprechende Trend wird bekanntlich schnell von der Unterhaltungsindustrie absorbiert. Wo hört der Spaß auf und fängt die Vereinnahmung an? Lassen sich wirkliche politische Fragen innerhalb des Systems Pop überhaupt sinnvoll formulieren, und wenn ja, welche? Und wen erreicht man damit überhaupt?

7. Mai, Stadtgarten, 20 Uhr.

Hannover: Atom aus – Licht an: Die neue Energie

Den einen nicht geht sie längst nicht weit genug, den anderen ist sie dagegen viel zu weitreichend: Die Energiewende gehört zu den wichtigsten von der rot-grünen Regierung gestellten Weichen. Der Atomausstieg ist geschafft. Ökosteuer, Erneuerbare-Energien-Gesetz – was ist erreicht, wie soll es weitergehen? Welche Rolle kann hierbei die Solarenergie in einem Land wie Deutschland realistischerweise spielen? Und was passiert eigentlich, wenn der Kanzler ab dem Herbst plötzlich Stoiber heißt? 10. Mai 2002, Pavillion am Raschplatz, 19.30 Uhr

Słubice (PL): Polnische Brötchen? Nein danke! Die EU-Osterweiterung im Praxistest

Die Europaoptimisten behaupten immer wieder gerne, dass es vor allem die deutsch-polnischen Grenzregionen seien, die von einer Erweiterung der Europäischen Union profitierten. Vormals am Rande gelegen, würden sie nun ins Zentrum des neuen Europa rücken. Ganz anders das Institut für Regionalplanung und Strukturpolitik (IRS): Es befürchtet „krisenhafte Auswirkungen der Osterweiterung auf die deutsch-polnische Grenzregion“, warnt vor einer weiteren „Peripherisierung“ der Grenzregion: „Wir haben auf beiden Seiten zwei wirtschaftliche Zentren, dazwischen ist Niemandsland.“ Wie sieht die Lage im Grenzgebiet also tatsächlich aus? 23. Mai, Collegium Polonicum, 20 Uhr.

Frankfurt/Main: Grünes Geld – gutes Geld? Politisch korrekt Kohle machen

Gutes tun und gut verdienen? – „Anlegen nach hohen Umwelt- und Sozialstandards bringt nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch gute Renditen“ – behaupten die derzeit trendigen Verfechter ethischen Investments. „Aber nur in einer kleinen Nische“ – entgegnet die übergroße Mehrheit der Geldberater und Banken. Und die Etablierten könnten auf den ersten Blick Recht haben: Derzeit erreicht die Börsenmalaise auch die Starfirmen aus dem Sektor Erneuerbare Energien. Ob „grünes“ Investment Sinn und Rendite macht und wenn ja, wie – darüber diskutieren wir am im Finanz- und Bankenzentrum Frankfurt/Main. 6. Juni, 19.30 Uhr

Berlin: Macht Macht glücklich? Die rot-grüne Bilanz

Die große Schlussbilanz beim taz-kongress on tour: Was hat der erste Durchgang Rot-Grün auf Bundesebene gebracht? Und wie muss es weitergehen?

Außerdem im Programm: Grüne Außenpolitik – Der transatlantische Dialog ist spätestens seit dem 11. September gestört – Europa gilt vielen US-Bürgern als unentschlossener Bedenkenträger, allen verbalen Solidaritätsbekundungen aus der alten Welt zum Trotz. Und Deutschland? Deutschland sieht sich unter einem grünen Außenminister mit dem Anspruch konfrontiert, zumindest auf europäischer Ebene „Lead Nation“ zu sein. Militärisch, wohlgemerkt.

Globalisierung – Die globalisierungskritische Bewegung hat ihre erste große Debatte. Soll man Institutionen wie Weltbank und den Währungsfonds boykottieren und sich aus dem Prozess der Globalisierung ausklinken? Oder ist es möglich, die Institutionen zu demokratisieren, dem Willen der Menschen zu unterwerfen? Das sind nicht nur taktische Fragen, sondern es geht auch um eine Vision der Welt von morgen: Braucht die Erde eine Weltregierung oder nicht? 8. Juni, Akademie der Künste (Tiergarten), ab 14 Uhr

Tübingen: Pisa liegt in Deutschland – Die Zukunft der Bildung

Nie war das deutsche Bildungssystem so irritiert wie heute. Wie gut. Irritation ist die Mutter aller Lernprozesse, sagte Niklas Luhmann, der verstorbene Altmeister der Systemtheorie. Unsere Schulen werden nach Pisa nicht die gleichen bleiben. Könnten sie lernende Organisationen werden? Oder schalten sie trotzig und beleidigt erst recht auf Dienst nach Vorschrift? Wo gibt es gelungene Beispiele, die Schule machen könnten? Termin und Veranstaltungsort stehen noch nicht fest.

München: Da schau her – ein Neger. Integration auf bayrisch

Natürlich herrscht an bayrischen Stammtischen noch weißblaue Ordnung.Andererseits verzeichnet Bayern die wenigsten Gewalttaten gegen AusländerInnen in der BRD. Doch trotz der Liberalitas Bavariae finden im Freistaat bei weitem nicht alle Zugang zu den gesellschaftlichen Gestaltungs- und Möglichkeitsräumen. Das System Stoiber erinnert vielmehr an eine Art aufgeklärten Absolutismus mit extrem konservativer Ausrichtung.

Termin und Veranstaltungsort stehen noch nicht fest.

Internet: Informationen über den „taz-kongress on tour“ gibt es auf unserer Homepage unter: www.taz.de

Kongress-Mail: Fragen zum taz-kongress? Vielleicht Anregungen? Oder einfach nur Interesse? Alles kein Problem. Dafür hat die taz eine eigene Mail-Adresse eingerichtet, um all diese Fragen zu beantworten: kongress-on-tour@taz.de

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