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„Dafür ist hier niemand angetreten“

Unmut in der städtischen Drogenberatung: Mit viel zu wenig Personal muss zuviel Arbeit bewältigt werden. Lange Wartezeiten seien die Regel, kritisiert der Personalrat und fürchtet weiteren Stellenabbau / Amtsleitung kündigt neues Konzept an

„Die Besten werden verheizt.“ So stellt sich für Cornelia Barth vom Landesverband für akzeptierende Drogenarbeit (Akzept) die Situation in der städtischen Drogenberatung (Drobs) dar: Von einst 26 Stellen existieren nur noch 17, mit denen die Beratung in den fünf dezentralen Standorten sowie im Kontakt- und Beratungszentrum im Tivoli-Hochhaus am Bahnhof aufrechterhalten werden muss. Das, sagt Barth, sei kaum noch möglich.

Die Folge: Weil die Einrichtungen auch am Wochenende geöffnet haben sollen, bleiben sie unter der Woche öfter mal geschlossen. Das Tivoli hat nur noch an drei Wochentagen geöffnet. Straßenarbeit und aufsuchende Arbeit – früher besuchten MitarbeiterInnen Junkies zuhause oder im Krankenhaus – fallen flach. Auf einen Beratungstermin müssen die Abhängigen vier Wochen lang warten, „was bei geordneten Lebensverhältnissen vielleicht geht, aber nicht bei diesen existenziellen Situationen, in denen unsere Klienten sich befinden“, sagt Barth. Entsprechend lange müssen die Abhängigen auf eine Therapievermittlung warten.

Der Personalrat, der für die MitarbeiterInnen spricht, bestätigt Barths Beobachtungen. Die Motivation sei am Boden, sagt Burckhard Radtke vom Personalrat. Sein Verdacht: Die Leitung des Amts für Soziale Dienste sei „eher an der Außenwirkung interessiert: Man will die Öffentlichkeit nicht mit Abhängigen belästigen.“ Daher das Bestehen auf den Wochenendöffnungszeiten, für die im Tivoli auch Kollegen aus den dezentralen Stellen aushelfen müssen. Diese Mitarbeiter aber, so Radtke, stünden für ein anderes Konzept: Während im Tivoli unverbindlich – im Fachdeutsch „niederschwellig“ – Hilfe gewährt wird, geht es in den Beratungsstellen der einzelnen Stadtteile persönlicher, verbindlicher zu. Alles egal, das Tivoli sei an solchen Tagen ohnehin „lediglich eine bessere Essensausgabe.“

Was der Personalrat vermisst, ist ein Konzept, das dem Personalabbau gegenübersteht. Statt gemeinsam mit den MitarbeiterInnen zu erarbeiten, wie die Beratungstätigkeitbei weniger Personal fortgesetzt werden könne, habe die Chefebene die Konsequenzen „verschlafen und unterschätzt“, sagt Radtke.

Mit der aktuellen Stellenbesetzung habe die Drogenberatung ihre Quote im Rahmen des Personalentwicklungsplans (PEP), der dem gesamten Amt für Soziale Dienste (AfSD) harsche Vorgaben macht, erfüllt. Aber Radtke fürchtet, dass noch nicht Schluss ist.

Jürgen Hartwig, AfSD-Leiter, weist die Vorwürfe zurück. Nicht 17, sondern 22 Stellen seien es, die die Drogenberatung zur Verfügung habe. Die Wochenendöffnung sei Bestandteil des bestehenden Konzepts, „und das gilt noch.“ Überdies gebe es sehr wohl einen Plan, wie inhaltlich künftig in der Drogenarbeit zu verfahren sei, der derzeit „der strategischen Ebene vorliegt“. Mit ebendieser Ebene „sind wir auch in Verhandlungen über die Personalausstattung“, sagt Hartwig. Ob es um weitere Reduzierungen geht oder aber um eine Aufstockung, will er nicht sagen.

„Du kannst die Klienten nur wegschicken oder Akkord arbeiten“, sagt Akzept-Frau Barth über die derzeitige Arbeitssituation ihrer KollegInnen in der Drobs, „dafür ist hier niemand angetreten.“ Susanne Gieffers

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