: Kunstvolles Erinnern
Rock war ja nicht immer nur Rotzlöffel: ParaNoise bewerten in der Junction Bar den Artrock neu
Also hergehört! Märchenstunde. Es war einmal, dass auch Gevatter Rock in die Jahre gekommen war und nicht mehr um die Mülltonnen streichen wollte. Sollten doch die anderen winseln. Gevatter Rock aber klapperte nur noch ein wenig mit seinen Knochen und ließ sich dann erschöpft in sein Plüschsofa plumpsen, um endlich mal in aller Ruhe mit den ganzen Sinfonieorchestern zu plauschen, deren Vorhandensein er bis dato gar nicht wahrgenommen hatte. Aber das war eine Unterhaltung, die endlich mal den Musiklehrern gefallen wollte (auch wenn Rock verschämt zugeben musste, dass sich hier seltsame Instrumente wie Flöte oder Geige nach vorn drängelten, wo einst nur die Gitarre allen guten Anstand niedermähte). Ja, Rock, der alte Rotzlöffel, war kulturfähig geworden. Was manche schrecklich fanden und als Artrock schrecklich viel verkaufte. Geschichte. Lange her. Aber alles wiederholt sich. Heute kann man mit so Reizwörtern wie Genesis, Gentle Giant oder King Crimson gerade noch ein paar versprengte Punks verschrecken. Diese Ahnengalerie hängt auch im Proberaum von ParaNoise, neu in der Berliner Bandlandschaft, die ihren Artrock gar nicht als Retroveranstaltung zelebrieren will. Zwar zeigt man entsprechendes Traditionsbewusstsein, ohne dabei den Nebengeräuschen des Lebens aus dem Weg zu gehen.
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