piwik no script img

vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der Besuch aus Deutschland, „Hello Christian“, ist angekündigt; auch, dass Überraschendes passieren wird. Doch in dem Moment, in dem sich Pastor Peter Spencer von der Harvest Fellowship Church in San Antonio Christian Jankowski zuwenden will, fällt dieser samt seiner Videokamera vor Spencers Füßen nieder – und wahrlich erstaunlich: Dieses Hinfallen ist „The Holy Artwork“, über das der Fernsehprediger Peter Spencer sein Publikum heute aufklären will. Das tut er dann mit so großer Eloquenz, mit solch enormem rhetorischem Geschick und dazu offensichtlich echter Begeisterung, dass einem wirklich schwindlig wird. Der Mann ist kunstverständig, kein Zweifel. Er kann Jankowskis gerade entstehendes Werk – dessen Akteur und Mitautor der Pastor selbst ist – großartig an den Mann oder die Frau im Publikum bringen. Es wird ergreifend, wenn er die spirituelle Dimension von Kunst beschwört und analysiert – und unfreiwillig komisch. Denn seine Begriffe schlittern doch immer knapp an der Sache vorbei. Dann wird es herrlich blasphemisch. Unfreiwillig, selbstverständlich. Gelobt sei also weniger „The Holy Creator“ als das DZ BANK AG-Stipendium für Videokunst, das es Jankowski erlaubte, die Harvest Fellowship Church in San Antonio/Texas und ihren kunstsinnigen Pfarrer zu entdecken. Den der 34-jährige Künstler genauso drangekriegt hat wie die verschiedenen TV-Wahrsager in Italien, die ihm 1999 einen zukünftigen Erfolg als Künstler vorausgesagt hatten. Das war Jankowskis Beitrag für die Biennale in Venedig. In der Idealsituation der großformatigen Videoprojektion im Studio I des Künstlerhaus Bethanien, einem ehemaligen Sakralraum, geht Jankowskis Interesse an Performance mit seinem Konzept der Verschiebung von repräsentativer Rede zu Reality-Soap, Trash und Alltag perfekt auf.

Anregungen: vorlauf@taz.de

Freitag kommt Konzert

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen