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Euro erklimmt ungeahnte Höhen

Kurs der Gemeinschaftswährung stieg auf 1,0127 Dollar. Ökonomen sehen keine Gefahr für Konjunktur. US-Notenbankchef Alan Greenspan spricht von „solider Gesundung“ der Konjunktur. Die Börsen erholten sich kaum. T-Aktie legt wieder leicht zu

von KATHARINA KOUFEN

Der Kurs des Euro steigt weiter. Hatte er am Montag erstmals seit 17 Monaten die Parität zum Dollar erreicht, legte er gestern bis zum Nachmittag erneut um mehr als einen US-Cent zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs bei 1,0127 Dollar fest.

Politiker und Ökonomen bewerteten den Anstieg der Gemeinschaftwährung weitgehend positiv. So hat sich nach Einschätzung des Wirtschaftsweisen Rolf Peffekoven die drohende Zinserhöhung der EZB zunächst erledigt. Denn mit dem Dollarkurs sinkt auch die Inflationsgefahr, weil Importe aus Dollarländern, vor allem Erdöl, nicht länger preistreibend wirken. Noch vor kurzem gingen die meisten Ökonomen von steigenden Zinsen noch in diesem Herbst aus. Das jedoch würde der lahmen Konjunktur zusätzlich schaden.

Zugleich warnte Peffekoven davor, dass ein zu starker Euro die Konjunktur belasten könnte. Die Erholung hänge im Wesentlichen vom Export ab. Dem widersprach gestern Wirtschaftsminister Werner Müller. „Ich sehe überhaupt keine negativen Auswirkungen“, sagte der Minister. Der ganz überwiegende Teil der Exporte sei nicht vom Dollar betroffen, weil er in Euro abgerechnet werde.

Währungsanalysten gehen davon aus, dass der Kurs des Euro in nächster Zeit weiter steigen werde. Dorothea Huttanus von der DZ-Bank hält die Parität für eine wichtige Hürde, die überwunden werden musste. Nun laufe die Entwicklung eine Weile weiter. Nach Huttanus Einschätzung könne der Euro noch auf „1,03 bis 1,05 Dollar“ steigen, sagte sie der Nachrichtenagentur AP. Die Stimmung an den Aktienmärkten blieb gestern nach den Verlusten vom Vortag gedämpft. Die Börsen standen im Zeichen einer Rede von US-Notenbankchef Alan Greenspan zur Wirtschaftslage. Greenspan sagte, er sehe die US-Wirtschaft auf dem Weg zu einer soliden Gesundung. Aber „zusätzliche Enthüllungen von strafbaren Handlungen“ von Seiten der Unternehmen stellten eine Bedrohung für die Erholung dar. Händler in den USA gehen daher von weiteren Verkäufen aus. „Ich denke, es herrscht eine Menge Skepsis“, sagte Larry Wachtel von Prudential Securities. Die plötzliche Kursrally von vorgestern Abend, als viele Händler binnen kurzem ihre Verluste wettmachten, hält Wachtel für ungerechtfertigt.

Immerhin profitierte die Frankfurter Börse von der abendlichen Erholung. Der Deutsche Standardwerte-Index DAX stand gestern Nachmittag mit 3.923 Punkten fast 3 Prozent höher als zu Handelsschluss am Vortag. Darauf hatte auch die Aktie der Deutschen Telekom Einfluss. Sie legte um 5 Prozent auf 10,83 Euro zu, nachdem sie am Montag mehr als 15 Prozent verloren hatte. Auslöser war die Enttäuschung über die Kandidatur des Vorstandsmitglieds Gerd Tenzer als Nachfolger von Telekom-Chef Ron Sommer. Gestern Nachmittag verhandelte der Aufsichtsrat über die Neubesetzung. Ein Aktienhändler bezeichnete die T-Aktie als „Spielball“.

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