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die anderen

Libération aus Paris schreibt zur neuen US-Nahostpolitik: Als man schon am Verzweifeln war, ist aus Washington ein Hoffnungszeichen gekommen. „Es ist genug“, verteilte George W. Bush sein Mitgefühl auf zwei Völker nahezu gleich, die sich gegenseitig die Kehle abschnüren. Ein Ruf, der ohne Zweifel weniger spontan erfolgt, als man glauben könnte, wenn man bedenkt, dass die Verschlimmerung der Situation im Nahen Osten die Anti-Saddam-Hussein-Operation lähmt, die George Bush zu Ende führen möchte.

Der Standard in Österreich kritisiert in diesem Zusammenhang die Europäische Union: Hilflosigkeit, gepaart mit Aktionismus: Diesen Eindruck vermittelt die Europäische Union in den vergangenen Stunden und Tagen im Zusammenhang mit der Eskalation des Konfliktes im Nahen Osten. Da kam es zwar zu einer hektisch einberufenen Dringlichkeitssitzung und zu einer hehren Erklärung von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. Die vielen Worte haben aber wenig Wirkung gezeigt.

Der Nahe Osten ist auch Thema beim römischen Messaggero: Und am siebten Tag erwacht die Großmacht. Zum Erwachen brachten sie ganz sicher die internationale Kritik, die Anklagen der europäischen und arabischen Verbündeten, die Vorwürfe in den Zeitungen sowie die Sorge der Vereinten Nationen, dass sich der Konflikt wie ein Ölteppich ausweiten könnte. Und so hat George Bush es akzeptiert, das zu tun, was er seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr und zwei Monaten zu verhindern versuchte, nämlich zwischen Israelis und Palästinensern ernsthaft zu vermitteln.

La Stampa aus Turin kommentiert dazu: Amerika bewegt sich und der Nahe Osten hat ein Projekt für einen umfassenden und gerechten Frieden; einen Plan allerdings, der schwer zu verwirklichen ist. Präsident George Bush spricht mit klarer Stimme und verlangt von allen Beteiligen, einen Schritt zurückzutreten. Israel muss sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen und den Ausbau der Siedlungen einstellen. Die Palästinenser müssen mit den Kamikaze-Attentaten aufhören und sich einen neuen Führer suchen, weil Arafat durch den Terrorismus kompromittiert ist. Und die arabischen Staten müssen gemeinsam mit Israel den Weg des Friedens beschreiten, indem sie den saudischen Plan akzeptieren. Iran, Irak und Syrien müssen aufhören, Waffen und Geld zu liefern und den Terrorismus zu unterstützen. Sonst fallen sie unter die Doktrin von USA-Präsident Bush, die nicht nur für Bin Laden und die Taliban gilt.

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