: Wo die wilden Kerle spielen
Gute Musik sollte intensiv sein. Und da sitzt man bei Brötzmann/Bauer richtig
Auch das war 1968. Erscheinungsjahr von Peter Brötzmanns „Machine Gun“. Ein sprechender Titel. Der Wuppertaler Musiker holte einmal tief Luft und blies einfach alle Konventionen von der Bühne. Free Jazz. Bestes Kernobst für die Ohren. Passt natürlich dazu, dass Brötzmann mit seinem Spiel die feingeistigen Jazzverkoster scharenweise aus dem Saal getrieben hat. Was schon recht so war. Selbst ist er auch nie stehen geblieben. Er war die Lunge bei dem grandiosen Last-Exit-Projekt, und wer Brötzmann père nur zweimal wirklich zugehört hat, weiß längst, wie lyrisch und sangbar der Kraftmeier sein Nebelhorn zu spielen versteht. Ein Fels in ansonsten lauer Brandung, der im b-flat mit einem weiteren Markstein der improvisierten Musik die Arbeit aufnimmt: Conny Bauer definierte einst beim Zentralquartett und Doppelmoppel, was das mit dem Weltniveau im Jazz der DDR war und versteht an seiner Posaune wirklich alles zu spielen. Free Jazz: Diese Musik altert nicht. Da muss man nicht mal das Bild vom gut reifenden Wein bemühen. Sie bleibt einfach gegenwärtig intensiv.
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