: Konzerne kaufen sich Märkte
betr.: „Wettbewerb braucht Regulierung“, taz vom 9. 7. 02
Reiner Metzger kommentiert den Bericht der Monopolkommission der Bundesregierung und er bedauert die zunehmende Kapitalkonzentration in der BRD. Er fordert nun hier den Staat auf, für Wettbewerb zu sorgen. Dies ist scheinheilig, denn Herr Metzger befürwortet ja die Privatisierung des Gemeineigentums, insbesondere an den natürlichen Monopolen und der staatlich finanzierten Infrastruktur der Ver- und Entsorgung der Gesellschaft sowie des Transportsystems für Waren und Informationen. Aber die riesigen Kapitalmengen zum Erwerb dieser kapitalintensiven Branchen konnten nur große Konzerne aufbringen. Die wollen aber maximale Rendite sehen, und das kurzfristig.
Diese Privatisierungen haben als erste Folge auch mindestens 400.000 Menschen arbeitslos gemacht (10 Prozent der jetzigen Arbeitslosen), und Konzerne wollen keine Märkte entwickeln, sie kaufen sich Märkte. Deshalb werden sie auch dafür sorgen, dass die natürlichen Monopole Monopolrenditen abwerfen, zumindest nachdem einige Marktbegleiter aus der Konkurrenz ausgeschieden sind.
[…] Das war vorauszusehen und ist bei der Privatisierung von Gemeineigentum auch angestrebt, da die angestammten Märkte der Großindustrie weitgehend gesättigt sind und das Kapital immer neue Anlagemöglichkeiten sucht, und seine Regierung auch dafür sorgt, dass das Kapital nicht darben muss. Dass die abhängig Beschäftigten und die kleinen Selbständigen umso mehr ausgebeutet werden, das interessiert die Renditejäger nicht! Auch dann nicht, wenn die Renditejäger Fondsmanager der Rentenfonds sind, in die die Beiträge der Arbeitnehmer für die Riesterrente eingezahlt werden. Der Arbeitnehmer zahlt auch noch den, der ihn arbeitslos macht im Glauben an eine sichere Rente. Aber auch diese Art der Rente, die kapitalgedeckte Rente, beschleunigt nur die Kapitalkonzentration und macht die Reichen noch reicher. JENS NIEMANN, Hamburg
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