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lokalkoloratur

So ein Schlawiner. Der eine Mann, an dem sich am Wochenende in Bad Segeberg alles dreht, kommt nicht. Pierre Brice, einzig wahrer Winnetou, steht in Düsseldorf als Schlawiner auf der Bühne. Die vielen NostalgikerInnen, die heute zum Festspielgelände pilgern, müssen deshalb mit Lord Tuff-Tuff vorlieb nehmen, einem verwegenen Westernkauz mit dem bürgerlichen Namen Chris Howland. Als Mr. Pumpernickel war der einstmals in Deutschland so berühmt wie Brice. Aber nur der Franzose erhielt das Bundesverdienstkreuz: Weil er wie kein anderer „ewige Werte wie Treue, Ehrlichkeit und Mut“ repräsentiere, so lautete 1992 die Begründung. Brice, der sein Leben in die Abschnitte „vor Winnetou“, „Winnetou“ und „nach Winnetou“ einteilt, ist in der Tiefe seines Herzens Hippie geblieben: „Ich versuche, nach der Winnetou-Philosophie zu leben“, vertraut der Apache ehrenhalber seinen Fans an. Ein letztes Mal schlappte Brice 1997 im ZDF auf seinen Mokassins über den Bildschirm. In Bad Segeberg führte er 1999 immerhin noch Regie beim Westernspektakel. Auch jetzt würde er dort dringend gebraucht: Bei den Karl-May-Spielen fehlt einer, der ein gewichtiges Wort beim großen Regengott einlegen kann. Die Stimme von Tuff-Tuff zählt da nicht viel. MAW

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