: allein erziehend
Fürs Essen reicht’s
Der Mann hätte das Ende aller Sorgen sein können. Als Andrea den Chef einer großen Touristikfirma kennen lernte, wäre ein sorgenfreies Leben zumindest möglich gewesen. „Aber ich habe diesen Mann nicht geliebt“, sagt Andrea. „Deshalb hätte ich dauernd das Gefühl gehabt, mich für alles bedanken zu müssen.“ Stattdessen lebt die arbeitslose Erzieherin mit ihrer neunjährigen Tocher weiter von 750 Euro im Monat. Große Sprünge können sie damit nicht machen, das Geld reicht fürs Essen. Schwimmbad oder Kino sind Luxus. Weil er verschuldet ist, konnte ihr Exmann bisher keine Alimente zahlen. Aber Andrea ist stolz, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führt. Das heißt etwa, dass sie nicht jeden Job annehmen würde, den man ihr gibt: „Mein Leben soll einen Sinn erfüllen, also soll auch meine Arbeit sinnvoll sein.“ Andrea findet, dass sie auch als Arbeitslose Anspruch auf einen Job hat, der Spaß macht. „Ich bin keine Traumtänzerin“, sagt sie „ich nehme ein materiell karges Leben für meine Einstellung in Kauf. Ich jammere nicht darüber.“ Dass viele Menschen eine solche Einstellung nicht verstehen, weiß Andrea: „Unsere Gesellschaft denkt in den Kategorien fleißig und faul. Und als Arbeitslose werde ich in die zweite Schublade gesteckt.“ Einmal wurde Andrea von ihrer Tochter gefragt, ob sie beide arm seien. „Nein, nicht wirklich“, hat sie geantwortet, „arm sind die Menschen ohne Dach über dem Kopf oder ohne Essen.“ Dass es dazu bei ihnen beiden nicht kommt, darin sieht Andrea ihre Hauptverantwortung. DS
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