: Oper alla Turk
George Tabori deutet Mozarts „Entführung aus dem Serail“ als Toleranzgebot
Albert Ayler, der große Saxofonist, wusste es: Music is the healing force of the universe. Also schon ein wenig mehr als nur ein Pflaster auf die Wunden, die sich die Welt immer wieder lecken muss. Und doch eher Verheißung anstatt eines wohlfeilen Balsams, das einem, hopplahopp, bereits im Refrain den Eierkuchen des Glücks verspricht. Wenn jetzt aber George Tabori die „Entführung aus dem Serail“ frisch aus dem Fundus der Musikgeschichte auspackt, sieht der Regisseur das auch als Antwort auf Huntingtons Schlagwort vom „Kampf der Kulturen“, weil in Mozarts Singspielmärchen die Liebe letztlich den religiösen Hass und die Vorurteile besiegt. In der Fassung Taboris sollen dabei die orientalischen Elemente, mit denen Mozart nach der Alla-Turk-Mode seiner Zeit herumspielte, stärker konturiert werden: Orientalische Instrumente gesellen sich zu den okzidental klassischen, ein Koransänger wird neu in das Stück integriert. Der eigentliche Clou der Inszenierung aber ist, dass sie unter der Stabführung des Event-erprobten Dirigenten Christoph Hagel auf Tour durch drei Berliner Gotteshäuser geht: Nach dem Auftakt in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche folgen Aufführungen in der Neuen Synagoge (ab 17. August) und im Islamischen Gebetshaus der Aleviten Kreuzberg (ab 27. August) in der Waldemarstraße.
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