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vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Während die anderen Theater Ferien machen, nutzen die Sophiensæle die Gunst der sommerlichen Stunde, auch anderen Orten der Stadt eine Sophienseele zu verpassen. Zum Beispiel dem alten Gemeindehaus der Schinkelschen Elisabethkirche an der Invalidenstraße – acht Schauspielerinnen und Schauspieler werden sich dort ab 1. August auf eine Reise in die amerikanische Vergangenheit begeben beziehungsweise ins Innere der Traumfabrik Hollywood. Der Stoff ist berühmt, seine Schätze immer noch ungehoben. Die Regisseurinnen Daniela Kranz und Jenke Nordalm wollen das nun sechzig Jahre nach der Filmpremiere tun und Szenen und Motiven aus „Vom Winde verweht“ zu einem Theaterabend machen, der amerikanisches Südstaatenflair und eine zerbrechende Gesellschaftsordnung in die Morbidezza einer maroden Berliner Villa verpflanzt (bis 25. 8., donnerstags bis sonntags, jeweils 21 Uhr). Oder darf’s mal etwas ganz anderes sein? Ein bisschen Mut braucht es schon, um in das Berliner Kriminaltheater an der Nürnberger Straße in Wilmersdorf zu gehen. Hier läuft zur Zeit ein waschechtes Werwolfmusical, das den schönen Untertitel „saturday-bite-fever“ trägt. „Treff ich mich mit Frankenstein, / Braucht der gleich nen Krankenschein. / Keiner hat mehr Zombies gern. / In unsrer Gesellschaft ist der Wolf modern!“, singt da Held Stanley und lehrt das Publikum das Fürchten. Eigentlich ist er ein verklemmter Versicherungsagent. Aber dann wird er von der Werwölfin Esther gebissen, was bekanntlich nicht ohne Folgen bleibt. Ganz schrecklich schön. („Fletsch“, täglich 20 Uhr). In der Bar jeder Vernunft gibt es zum Ausgleich die Sixties-Girl-Group-Fun-Pop-Show der Fabulous Singlettes (dienstags bis sonntags 20.30 Uhr).

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