UrDrüs wahre Kolumne
: Von Diebesgesindel und Landfriedensbruch

Sitzkissen mit Radio

Die freundlich-dralle 17-jährige Tanzmaus im wohlgefüllten H & M-Glitzershirt hatte sich das bei der leicht verunglückten Fete der SPD www.young party.de im Aladin so schön vorgestellt: Mit den am Eingang gratis verteilten Lümmeltüten wollte sie zum Generalsekretär Müntefering (“der ist doch ziemlich berühmt, oder?“) gehen und sich die Dinger mit dem Edding signieren lassen. Aber dann ist der Münte nach dem offiziellen Part sofort mit so vergnügungssüchtigen Discolümmeln wie Volker Kröning und Uwe „Uwe“ Beckmeyer zu den Hackepeterbrötchen in die Vip Lounge abgerauscht, und so blieb der kuriose Wunsch zunächst unerfüllt – dabei hatte sie nach eigenem Bekunden schon handbeschriebene Präser diverser Stars beim Festival in Scheeßel abgeräumt. Angesichts der mitleidserregenden Enttäuschung dieser jungen Staatsbürgerin habe ich mich dann als Inhaber eines Presseschildchens bereit erklärt, die Sache für sie zu regeln. Und weil Münte gerade den sanft kritischen Fragen der versammelten Journaille auszuweichen hatte, habe ich dann selbst „Für Sabrina! Dein Franz!!!“ auf das Plastik gekritzelt. Wieder ein Schlag gegen die Stoibers dieser Welt – ob die Kampa das mal honorieren tut?

„Habense noch Sitzkissen mit Radio?“ will eine Kundin in den kaufrausch-erhitzten Räumen des Waller Sonderpostenmarktes Zimmermann von der hektisch umräumenden Service-Kraft wissen, die daraufhin erklärt: „Wir ham hier soviel Scheiß, wenn ich das alles wüsste, wo was ist und was das nützt, dann wär ich längst schon reif für die Klapse ...“ Solche großartigen Menschen wollen die liberalen bis grünen Arschgesichter dieser Republik künftig zwingen, auch noch nachts und an Sonn- und Feiertagen dem dusseligen Konsumenten zur Verfügung zu stehen, damit diese für fünf Euro oder so an Sitzkissen mit Radio kommen – pfui Deibel noch eins!

Ob auf dem Stadtwerder, in Huchting oder Gröpelingen – überall leiden die wackeren Parzellisten verschärft unter den Beutezügen gewissenloser Einbrecher, die vermutlich vor Palästen kuschen, die Hütten der Kleingärtner aber heimsuchen. „Hier ist doch gar nichts zu holen“ stammelte eine empörte Gartenheimerin dem Weserkurier-Reporter ins Notizbuch. Wie, wenn es sich dabei nicht um normale Kriminalität handelt, sondern um eine Taskforce von Planungsamt und Innenressort, um die Front gegen die Vertreibung aus dem Kleine-Leute-Paradies zu schwächen? Zuzutrauen wäre es ihnen schon!

Als „Godfather of flirt“ rühmt der Weserreport den Radio-Onkel Jens Uwe Krause anlässlich dessen moderierenden Einsatzes beim lärmigen Heartbreakerball. Wenn Flirten aber heißt, den „Radio Bremen 4-Praktikanten Mario“ als nackerten Dödelschwenker „kopfüber per Bungeeseil in den Nachthimmel fallen zu lassen“(O-Ton Weserreport), möchte ich diesem Paten lieber nicht begegnen ...

In erklärter Zuneigung zu den Schwachen und Marginalisierten im Lande bitte ich die Freunde des einfachen Landfriedensbruchs und der groben Pöbelei, unbedingt am kommenden Montag um 20 Uhr im Gasthaus Seekamp an der Hemelinger Heerstraße zu erscheinen und die Wahlkampfveranstaltung der Schill-Partei wenigstens ein bisschen zu stören. Dies gebietet die schlichte Menschlichkeit gegenüber all den entwurzelten Querulanten, Cholerikern und Gallekranken, die sich in den Selbsthilfegruppen der Rechtsstaatlichen Offensive zusammengefunden haben und vermutlich sehr darunter litten, wenn man sie einfach so ignorierte. Empfiehlt als gute Tat der Woche jedenfalls

Ulrich
„Boy Scout“ Reineking