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Die Milchstraße trocknet aus

Mitarbeiter marschieren gegen Stellenabbau. Betriebsrat kritisiert: „Kürzung ist kein Konzept.“ Hoffnungsträchtige Alternativen gegen schlechte Stimmung gesucht

150 Beschäftigte der Verlagsgruppe Milchstraße (TV Spielfilm, Max, Fit for Fun) haben nach Angaben des Betriebsrats gestern gegen den geplanten Abbau von 70 Stellen demonstriert. Mit dem Marsch vor den Sitz der Geschäftsführung im Mittelweg wollten die Mitarbeiter ihre Forderung unterstreichen, Alternativen zu den Kündigungen zu erwägen. Der Betriebsrat will darüber in der nächsten Woche mit der Geschäftsführung reden.

Wegen der Flaute im Anzeigengeschäft hatte der Verlag im März 50 Mitarbeiter entlassen. Mit den neuen Entlassungen würde sich die Belegschaft laut Betriebsrat von 1000 Mitarbeitern im Jahr 2000 auf etwa 570 verringern. Der Umsatz hatte im Jahr 2000 bei 251 Millionen Euro gelegen, 2001 waren es 223 Millionen. Viele Stellen gingen durch das Ende der Internet-Wirtschaftszeitung net-business und die Fusion der Tomorrow-Internet AG mit der Münchener Focus Digital AG verloren.

Betriebsrätin Barbara Müller lobte zwar den „Super-Sozialplan“ der Verlagsgruppe, der jedem Entlassenen zwei Tarifgehälter Abfindung pro Beschäftigungsjahr beschere. Dennoch zögen die Mitarbeiter Gehaltseinbußen, Kurzarbeit oder ähnliches einer Kündigung vor. Insbesondere Journalisten wollten bei dem leer gefegten Stellenmarkt jetzt nicht ihre Jobs verlieren. „Die Krise ist da“, räumte Müller ein. „Bloß: Man könnte sie anders meistern.“

Nach Auskunft der Betriebsrätin hat der Stellenabbau die Stimmung stark verschlechtert: „Nach der letzten Kündigungswelle haben die Leute noch geweint“, sagte sie. Die Entlassungen zerstörten die Hoffnung, dass es wieder aufwärts gehen könnte. GERNOT KNÖDLER

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