: die narben des mythos – zum 40. todestag von marylin monroe
Sie war ein Countrygirl, das Kürbisse stemmt; sie war auch Badenixe, in weiß strahlendem Frottee. Sie war ein all-American girl mit rotbraunem Haar – für Versandkataloge und für die US-Truppenmagazine im Pazifik. Der erste Fotograf, der an ihr mit solchen Modellaufnahmen ein paar Dollar verdiente, hieß Andre de Dienes. Er kommt auch in Joyce Carol Oates’ Roman „Blond“ vor, da ist er ein bitterer Intellektueller, ein Marxist, der weiß, dass man es nur mit Sexfotos zu Geld bringt. Deshalb auch die Nacktbilder von 1949: Marilyn Monroe auf rotem Tuch, die Schenkel seitwärts gewinkelt, wie die Südseemädchen auf den Gemälden von Paul Gauguin. Oder hieß sie da noch Norma Jean Baker? Viel ist zu ihrem 40. Todestag wieder vom Mythos MM die Rede, diesem Konstrukt aus Schönheitsoperationen und Präsidentenliebschaften, aus Abtreibungen, Wodka-Martinis – und 29 fertiggestellten Filmen, die in der Erinnerung wunderbar durcheinanderflirren. Glitterkleiderkassenbrillenhochzeitsdiamantenbestefreundinukuleleblondine. Und lag dann tot auf ihrem Bett, am 5. August 1962, in Brentwood, Kalifornien, mit 36 Jahren, zu viele Pillen für einen Schlaf. Wenige haben sie zuletzt noch wach gesehen, nachdem sie sich bereits während der Dreharbeiten zu George Cukors „Something’s got to give“ krankschreiben hatte lassen und vom Set verschwand. Danach gab es nur noch den Fotografen Bert Stern, der mit ihr dutzende Filme verschoss. Monroe ließ nicht einmal die Hälfte der Aufnahmen durchgehen. Vielleicht wusste sie, was von ihr übrig bleiben sollte, zuletzt soll sie ja sehr wählerisch gewesen sein mit ihren Rollen. Vielleicht wollte sie auch nur ein Bild, auf dem man sehen konnte, was die Zeit ihr gelassen hat – eine Dichte, von der Roland Barthes geschrieben hat: Es ist so gewesen. Sie sah sehr müde aus zum Schluss. HF/FOTO: AP/BERT STERN
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