Bevölkerungsexplosion in den Regenrinnen

Der feuchtwarme Sommer sorgt für eine explosionsartige Vermehrung von Mücken. Moskito-Netze sind in den meisten Bremer Kaufhäusern und Baumärkten ausverkauft.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, im Kampf gegen Mücken ein paar Stunden Nachtschlaf zu erringen. Halten Sie sich in der Nähe von Schwangeren auf, und sie werden nicht mehr gestochen, rät zum Beispiel die www.hausfrauenseite.de. Denn Schwangere duften einfach intensiver und ziehen damit die Mücken richtig an.

Wenn Sie jetzt nicht gerade Ihre Freundin schwängern wollen, gibt es natürlich noch ein paar einfachere Hilfsmittel, sich die Quälgeister vom Leib zu halten, die in den letzten Regentagen in Bremen so richtig zahlreich aus ihren Eiern geschlüpft sind: Zitronenschalen mit Gewürznelken garniert sollen einen Geruch verbreiten, der die lüsternen Blutsaugerinnen so ganz und gar nicht anmacht. Auch der Duft von Tomaten, Basilikum oder Knoblauch gefällt den feinen Mückennäschen nicht. Wer verhindern will, dass die Mücken überhaupt ins Haus kommen, ist mit Moskitonetzen am besten bedient.

Doch angesichts der explosionsartigen Vermehrung der Schnaken in den letzten Tagen, sind fast in ganz Bremen keine Moskitonetze mehr aufzutreiben. Einen findigen Ausweg aus dieser Notsituation entwickelte eine taz-Mitarbeiterin in der letzten Nacht. Sie baute kurzerhand das Innenteil ihres Zeltes mit Moskitoschutz in der Wohnung auf und hat „wunderbar geschlafen“, während andere noch bis spät in die Nacht und mit der Fliegenklatsche in der Hand auf der Lauer saßen.

Eine ganz besondere Aktion startete dagegen der private Lokalsender Radio Dresden 103.5. Während der „SuperSoundPhase“ im Sommer versendet die Station so genannte Moskito-Distance-Signale. Dieser für Menschen nicht hörbare Ton imitiert den Flügelschlag männlicher Mücken. Aus Furcht vor Begattung ergreifen die Weibchen dann die Flucht. Das Stechen selbst dient zwar der Fortpflanzung, denn die im Blut enthaltenen Proteine braucht die Mücke für ihre eigene Eierproduktion. Aber auf Mückenmännchen hat sie dann in der Regel nur noch wenig Lust.

Um die Mücken zu vertreiben, muss das Radio allerdings zumindest auf Zimmerlautstärke laufen. Einige Hörer glauben sogar, dass auch Fliegen verschwinden, wenn man das Radio nur laut genug macht. Unter Insektenforschern ist allerdings umstritten, ob Mücken diese Signale überhaupt wahrnehmen können.

Eine Besserung der Insektenlage ist erstmal nicht in Sicht: „Das Wetter in diesem Sommer ist optimal für eine explosionsartige Vermehrung von Mücken“, erklärt der Bremer Biologe Dietrich Mossakowski. Bei hohen Temperaturen wird aus dem Ei eben viel schneller eine Mücke. Und regelmäßige Regenfälle sorgen gleichzeitig für ein großes Angebot an Brutstätten, denn Mücken ziehen stille Kleinstgewässer wie Pfützen oder Regenrinnen als Aufzuchtsort für ihren Nachwuchs vor. „Wenn die Witterung so bleibt, kann das noch lange so weiter gehen“, unkt Mossakowski.

Ein Gutes hat die Mückenplage aber vielleicht doch. Mücken sind eine Lieblingsspeise von Fröschen, die wiederum mit Vorliebe von Störchen verzehrt werden. Und da ja die Störche bekanntlich die Kinder bringen, verdanken wir es vielleicht am Ende einem mückenreichen Sommer, dass die Geburtenrate wieder steigt.

Verena von Ondarza