: Legendärer Ziehsohn
Gesang, der aus der Seele kommt: Juan Cortés alias Duquende ist nicht nur in Spanien eine Ikone des Flamenco – am Donnerstag gastiert er beim Schleswig-Holstein Musik Festival auf Kampnagel
von KNUT HENKEL
„In Barcelona gibt es ein Monster, das die Magie, die Inspiration und die Technik des Gesanges besitzt“, hat Paco de Lucía einmal über den Sänger gesagt, der ihn in den vergangenen Jahren auf allen Auslandstourneen begleitete. Juan Cortés alias Duquende wird bereits mit dem größten Flamenco-Sänger aller Zeiten verglichen, mit Camarón de la Isla, und der hat ihn auch entdeckt: Acht oder neun Jahre alt war der Knirps damals, als ihn besagter Meister nur durch Zufall singen hörte. Noch am gleichen Abend holte Camarón den Jungen auf die Bühne und begleitete ihn höchstpersönlich.
Die Grundlage für die Karriere von Juan Cortés war damit schon früh gelegt. Plattenfirmen und Veranstalter standen Schlange, doch die Eltern von Duquende hielten die Hand über ihren Sohn, um das junge Talent nicht zu verheizen. Der Schutz des Familienclans aus Sabadell hat sich ausgezahlt, denn mittlerweile kann sich der 37-Jährige aussuchen, mit wem er spielt. Die großen Flamenco-Gitarristen stehen Schlange, um mit dem stimmgewaltigen Sänger die Bühne zu teilen. Längst ist der Traum Duquendes in Erfüllung gegangen: mit den Gitarristen zu arbeiten, mit denen auch sein großes Vorbild, Camarón de la Isla, seine großen Erfolge feierte: Tomatito und Paco de Lucía.
Die Ikonen des Flamenco haben auf den Mann abgefärbt, der längst selbst zur Ikone geworden ist – und ganz nebenbei zu einem Aushängeschild Barcelonas. Dort lebt Duquende und nicht im sonnigen Andalusien, wo die Wiege des Flamenco steht. Doch auch dort, in Jérez de la Frontera etwa, ist Duquende ein gern gesehener Gast. Denn nicht nur die populären Bulerías und Tangos hat er im Programm, sondern das ganze Spektrum des Flamenco: Soléas, Fandangos, Seguiriya und andere Stile, die in Vergessenheit zu geraten drohten. Duquende ist mit seinen Interpretationen alter Stücke von Ray Heredi, Mojama, Talega oder Borrico zu einem Wächter der Vielfalt des Flamenco geworden.
Seine Karriere begann 1992 mit dem Tode seines Vorbildes Camarón de la Isla. Tomatito, dessen Gitarrist, nahm den jungen Mann unter seine Fittiche und von da ab ging es zügig voran mit der Karriere. Auftritte in den heiligen Hallen Spaniens, dem Palau de la Música de Barcelona oder dem nationalen Auditorium in Madrid sind mittlerweile die Regel. Doch auch außerhalb seiner Heimat ist Duquende bekannt, und das nicht nur wegen Carlos Sauras Film Flamenco bekannt, in dem er auftrat.
Duquende gilt inzwischen als der Nachfolger – für manche gar die Wiedergeburt – von Camarón de la Isla und als solcher herrscht für ihn kein Mangel an Auftrittsangeboten rund um den Globus. Von den Qualitäten Duquendes und seiner Musik, die, wie es heißt, aus der Seele kommt, kann man sich jetzt auch in Hamburg überzeugen: Vom Gitarristen Alfred Lagos begleitet, ist er bei den „Herztönen“ des Schleswig-Holstein Musik Festival zu Gast.
Donnerstag, 20 Uhr, Kampnagel k6
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