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Schwarz-Schill macht Blechschaden

Nach Öffnung der Stresemannstraße steigen Unfallzahlen stark. Wieder gesundheitsschädlicher Lärm nachts. Mehrkosten beim HVV. 20 Prozent mehr Verkehr. GAL verlangt vom Senat, die Busspuren wieder einzuführen und Tempo 30 zu behalten

von GERNOT KNÖDLER

Seit ihrer Öffnung durch Schwarz-Schill gibt es mehr Unfälle auf der Stresemannstraße. Statt 54 bis 66 in den Jahren 1998 bis 2001 waren es auf dem Abschnitt zwischen Lerchenstraße und Alsenplatz allein im ersten Halbjahr diesen Jahres 81 Unfälle. In sechs Fällen wurden Menschen verletzt. Der Lärm überschreitet nachts wieder den kritischen Wert von 65 Dezibel (dB(A)). So steht es in der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der GAL-Bürgerschaftsfraktion. Deren verkehrspolitische Sprecherin Krista Sager hat vom Senat deshalb verlangt, die im Februar aufgehobene Busspur wieder einzuführen.

„Erschreckend hoch“ ist nach Meinung Sagers insbesondere die Zahl der von Lastwagen verschuldeten Unfälle. LKWs waren auf der gesamten Stresemannstraße vom 1. Januar bis 30. Juni 57 mal Hauptverursacher, 32 mal davon auf dem Tempo-30-Abschnitt zwischen Lerchenstraße und Alsenplatz. Die Entscheidung des Senats, alle Laster auf die mittleren Spuren zu lenken, habe „das Unfallrisiko nicht gemindert, sondern möglicherweise durch den Spurwechsel sogar erhöht“, folgerte sie.

Das Tempolimit von 30 Stundenkilometern halten die Fahrer nach den Erkenntnisssen des Senats leidlich ein, wobei er allerdings eine Messtoleranz von neun Stundenkilometern aufschlägt. Knapp sechs Prozent der Wagen sei schneller als 39 Stundenkilometer gefahren, knapp ein Prozent davon schneller als 50. Nach Sagers Ansicht nach sind diese Zahlen fragwürdig: „Die mobilen Messstationen standen gut sichtbar direkt vor einer Ampel.“ Stichproben der Bürgerinitiative für die Wiedereinführung der Busspur und Erhaltung von Tempo 30 hatten viel gravierendere Geschwindigkeitsüberschreitungen ergeben: 71 Prozent der Wagen fuhren schneller als 40, ein Drittel von ihnen schneller als 50.

Über die Zunahme des Verkehrs auf der Stresemannstraße konnte der Senat nur Ungenaues sagen. Im Jahr 2000 zählte er westlich des Neuen Pferdemarktes 27.000 Wagen in 24 Stunden, vom Kaltenkirchener Platz aus ostwärts 39.000. Gleich nach Abschaffung der Busspur fuhren östlich der Max-Brauer-Allee 32.000 Wagen. Es sei davon auszugehen, dass der Zuwachs bei rund 20 Prozent liege. 1990 waren über den später verkehrsberuhigten Abschnitt 42.000 Wagen täglich gerollt.

Die erklärte Zielzahl des Senats von 40.000 Fahrzeugen sei „völlig indiskutabel, wenn man sich die Lärmentwicklung in der Stresemannstraße anschaut“, sagte Sager. Bei einer Dauerbelastung von 65 Dezibel steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieser Wert wurde auch nach der Verkehrsberuhigung tagsüber weit überschritten, nachts annähernd erreicht. Nach dem Rechenmodell des Senats geht dieser Fortschritt durch die Aufhebung der Busspur teilweise verloren.

Die Lärmreduzierungen durch die Verkehrsberuhigung würden „ohne Not um 50 Prozent zurückgenommen“, kritisierte Sager. Zugunsten eines flüssigen LKW-Verkehrs werde die Gesundheit der AnwohnerInnen beeinträchtigt – für Sager eine falsche Politik: „Laute Stadtteile sind arme Stadtteile, in denen Menschen früher sterben.“

Seit der Abschaffung der Busspur muss der HVV mehr Busse einsetzen. Das kostet ihn 285.000 Euro im Jahr. Eine Verbesserung kündigte der Senat beim Thema Busbuchten an. Gegen seine Grundüberzeugung will er die Busbucht hinter der Sternbrücke stadtauswärts entfernen, um an dieser Engstelle Platz für einen kombinierten Geh- und Radweg zu schaffen.

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