geläufig Wie mich die anderen sehen

„Bisher hatte ich immer gedacht, ich wüsste, wer ich bin. Ich hatte das sichere Gefühl zumindest der zu sein, für den ich mich hielt. Da ergab sich eine jener seltenen Gelegenheiten, mich kennen zu lernen. Und siehe da, ich war nicht nur ein anderer. Ich war mehrere und es kamen ständig neue dazu. Und jetzt hoffe ich, dass ich mich so sehe, wie mich die anderen sehen.“ So erklärt Bruno Jonas (Foto) sich und seine Programme. Jonas, den wir als tumben Bayern – doch nicht nur als solchen – in seinen Komödien und bei Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“ lieben gelernt haben, hat im Frühjahr dieses Jahres ein neues Buch herausgebracht, und es ist nicht weniger als eine „Gebrauchsanweisung für Bayern“. Er führt uns ein in eine merkwürdige Welt, die in Franken, Schwaben, Oberpfälzer, Allgäuer, Altbayern, Sudetendeutsche und Zugereiste unterscheidet, ein Land, das sich selbst nicht unernst als einen „Vielvölkerstaat“ bezeichnet, das fingerhakelt und schuhplattelt, und das gerade versucht, seinen Landeshäuptling, der auch von „den Juden“ sagt, dass sie ein „Stamm Bayerns“ wären, zum Bundeskanzler zu machen. Es ist klar, bei dem Niederbayern Jonas wird sich die Betrachtung nicht auf ein paar Klischees über Stammtische, Lederhosen und Beckenbauer-Verehrer beschränken, sondern er wird versuchen, die Seele der traditionellen Erzkatholiken zu erkunden. Allerdings liest Jonas heute Abend nicht selbst, an seiner Stelle wird Richard Burger aus der „Gebrauchsanweisung für Bayern“ im Café im Wintergarten des Literaturhauses lesen. SUN

Café im Literaturhaus, 21 Uhr