: Wieder aufgetaucht
Im Stadtbad Oderberger Straße ist die Boris-Blacher-Oper „Die Flut“ zu hören
Es ist natürlich der Zufall, der mit gut abgehangenem Zynismus prima Schlagzeilen fürs Werbekonzept vorschlägt. Endlich mal Oper, ganz zeitnah: „Die Flut kommt auch nach Berlin“ wäre zum Beispiel so ein Vorschlag. Und dann müsste in einem Nebensatz eingeflochten sein, dass die Oper dieses Namens pikanterweise an der Staatsoper von Dresden uraufgeführt wurde. 1947, als erste Oper nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass das Werk von Boris Blacher im Untertitel „eine Echt-Zeitoper“ genannt wird, mag weiter verwirren, soll aber nur darauf verweisen, dass hier die Spieldauer der Oper identisch mit der erzählten Zeit ist. Natürlich spielt „Die Flut“ auf eine Katastrophe hin: Erzählt wird die Geschichte von zwei Männern und einer Frau, die sich als Katastrophentouristen auf einem Schiffwrack vergnügen wollen und sich dabei in einem Beziehungsgeflecht verheddern, während das Wasser wieder bedrohlich steigt. Symbolträchtig auch der Aufführungsort der Oper unter der Regie von Heidi Mottl: das Stadtbad Oderberger Straße, das noch einmal in seinem morbiden Charme bewundert werden kann, bevor im nächsten Jahr die Renovierungsarbeiten beginnen sollen. In einem Vorspiel mit der räumlichen Komposition „Vor der Flut“ von Chatschatur Kanajan wird das einstige Schwimmbad in einem Parcours durch ansonsten verborgene Gänge noch musikalisch ausgekundschaftet.
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