: berliner szenen Die „Zitty“ weiß Bescheid
Her mit der Blödheit!
Das Problem der Berliner Stadtmagazine ist, dass sie niemand liest. Ihre Kernkompetenz ist das Programm, Fragen wie „Welcher Film? Welches Konzert? Wann? Wo?“ beantworten sie tatsächlich exzellent. Doch wenn sie mal wieder das neueste aus dem Trendbezirk Friedrichshain kolportieren, blättert man lieber gleich weiter. Auch die Zitty-Macher wissen das. Sie wissen um die Abgestandenheit ihrer Trendreports und „Berlin-Hauptstadt der Singles“-Geschichten, und deshalb versuchen sie, dagegen etwas zu unternehmen. Wenn’s sein muss mit der Brechstange, file under Bild und Spiegel.
So fragen sie auf dem Cover ihrer neuen Ausgabe rhetorisch geschickt: „Macht Kiffen blöd?“, beantworten diese Frage dann aber mit einer armseligen, strunzblöden, pseudoprovokanten Geschichte. Eigentlich hätten sie auch gleich „Kiffen macht blöd!“ aufs Cover schreiben können. Die Story beklagt, dass Kiffen überall verharmlost werde. Selbst im „Tatort“ nuckele die Kommissarin am Joint, ja, und auch die aus der Popmusikbranche würden sich mehr und mehr am verbotenen Kraut vergreifen. Und alle sind sie dumm und blöd und ihre Gehirn verfault. So die Zitty, bei deren platten Ressentiments es selbst dem rechtsgedrehtesten Boulevard ganz schummrig werden dürfte. Die Krönung aber ist die Chronik. Daraus ein „Best of“: Die Chinesen haben Marihuana entdeckt, weswegen sie heute Katzen und Hunde essen, der Genozid an den Indianern konnte gelingen, weil diese Hasch rauchten, blöd, weil Kiffer, sind Charles Baudelaire, Louis Armstrong, Lee Scratch Perry und viele andere. Da die Zitty-Redaktion sich folgerichtig für ziemlich schlau hält, gibt’s nur eins: Her mit der Blödheit, her mit dem Spliff!
ANDREAS HARTMANN
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