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Die Rotzlöffel-Hommage

Am Sonntag bringt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen „Michel aus Lönneberga“ als Kinderkonzert auf die Bühne

„Eigentlich will Michel ja gar nichts anstellen, aber was er auch tut, es wird immer ein Streich daraus. Zum Beispiel, wenn er in der Küche eine Ratte fangen will – dann gerät bestimmt Vaters Zeh in die Falle. Oder die Sache mit der Suppenschüssel, aus der Michel nur mal eben den Rest lecken will – schwupps, schon hängt er fest und muss mit der Schüssel auf dem Kopf zum Arzt“.

Gute und soziale Ideen, die nur leider schief gehen. Auch ein Grund, warum sich die Deutsche Kammerphilharmonie in Michel verliebt hat, den sie als Kinderkonzert am Sonntag um 11 Uhr auf die Schlachthof-Bühne bringt.

Bearbeitet hat den berühmten Roman der jüngst verstorbenen Astrid Lindgren der in Berlin lebende Dirigent und Komponist Andreas Peer Kähler. Kähler hat sich mit seinem 1990 gegründeten „Kammerorchester unter den Linden“ seit Jahren auf Kinder- und Jugendkonzerte spezialisiert – „vom Kindergarten bis zum Abitur“ –, allerdings, wie er betont, nicht aus einem pädagogischen, sondern ausschließlich aus einem künstlerischen Anspruch heraus: „Ich will eine anspruchsvolle Art der Unterhaltung“.

So sind im Laufe der Jahre 25 Programme entstanden, selbstredend Klassiker wie Prokofieffs „Peter und der Wolf“, aber vor allem die Umsetzung völlig unterschiedlicher Projekte. „Wir haben instrumentenkundliche Konzerte gemacht, wie ‘trompetissimo‘, Märchenprogramme, literarische Programme und Komponistenporträts. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt“. Wichtig sei aber, dass einem immer so viel einfällt, dass es gelingt, sich gegen die Fernsehprogramme durchzusetzen, sagt Kähler.

Den Rotzlöffel Michel – „ich bin Astrid Lindgren-Fan“ – spielt das Orchester seit 1995, aber mit immer anderen Geschichten, „nur das Grundmodell ist stabil“. Die Musik zum originalen Text von Astrid Lindgren hat Kähler, der früher in Stockholm studiert hat, aus der schwedischen Volksmusik zusammengesetzt, für die er sich schon lange begeistert. „Schwedische Volksmusik kann man mit einer Horde von Geigen machen, bei uns hat sich inzwischen ein Quintett von zwei Violinen, einer Klarinette, einem Akkordeon und einem Kontrabass bewährt“. Allerdings bringt er nicht seine Berliner MusikerInnen mit, sondern die der Deutschen Kammerphilharmonie, „und da bin ich total gespannt, wie das geht“.

Auch die Kinder aus dem Publikum sollen schnell die Klassiker mitmachen: „Da gibt es das Michellied, das die Kinder gleich am Anfang lernen und dann an vielen Stellen singen“.

Ute Schalz-Laurenze

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