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Machiavelli für Kanzlerkandidaten

Erst sah es so aus, als hätte Schröder beim Duell gegen Stoiber abgememmt. Schüler aus Bremen kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis. Eine Studie zeigt: Siegertypen müssen auch mal klein beigeben

Das verhaltene Auftreten von Bundeskanzler Schröder beim ersten Aufeinandertreffen mit seinem Herausforderer wirkt sich auf sein Image dauerhaft viel positiver aus, als es die ersten Befragungen nahelegten.

Das ist das erste Ergebnis einer Studie, die das Bremer Beratungsunternehmen nextpractice zur imageverändernden Bedeutung der TV-Duelle durchführte. Zwar blieb Gerhard Schröder beim ersten Duell am 25. August nach allgemeiner Überzeugung weit hinter seiner üblichen Stärke bei Medienauftritten zurück. Die langfristigen Effekte sehen allerdings anders aus. Wie die Bremer Studie zeigt, hat die Marke „Schröder“ deutlich an Überzeugungskraft und Stärke gewonnen. Die Marke „Stoiber“ dagegen bleibt hinter dem im TV-Duell vermittelten Eindruck zurück.

“Es ist unklug, immer den Sieg davon tragen zu wollen“, zitiert der Leiter der Studie, Professor Peter Kruse, den Machtphilosophen Machiavelli. „Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen hätte ein eindeutiger Sieg im TV-Duell dem für seine Mediengewandtheit bekannten Kanzler eher geschadet. Im Angesicht von Flutschäden und Irakkrise ist es offensichtlich kein Gewinn, sich nur gut zu verkaufen.“

Kruse von der Universität Bremen und das Team seiner Beratungsfirma interviewte 220 Schüler aus Sachsen, Niedersachsen und Bremen vor und nach dem ersten TV-Duell. Beteiligt waren Schüler der oberen Klassenstufen von Berufsschulen und Gymnasien. ots

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