: Der große Bremer Kohl & Bimbes Preis
Jetzt stehen sie fest: Die Herren und Damen Gewinner des Kohl & Bimbes Preises. Damit geht die große taz-Aktion aktueller Wahlkampflyrik zu Ende. Die CDU aber sollte schon mal Headhunter rausschicken, um Bremens beste Texter anzuheuern – im Mai 2003 ist Bürgerschaftswahl
Es war zu Unzeiten. Zu Noch-Nicht-Wahlkampf-Zeiten, als man sich über den Ausgang der WM ernsthaft Gedanken machte, aber nicht über CDU oder SPD. Just aber in dieser Juli-Affenhitze rammten die hiesigen Konservativen ihre ersten Wahlplakate in die Stadtlandschaft. Meilensteine des schlechten Geschmacks: „... dass sie uns im Urlaub ja nicht rot werden!“
Kann man so etwas auf sich sitzen lassen? Auf der armen, leidgeplagten Wählerseele? (Die damals nicht ahnen konnte, was noch so alles an Zumutungen kommen würde.)
Kann man nicht. taz-Leser Detlef Michelers konnte schon gar nicht. Wollte Nachhilfe für schlechte Werbetexter anbieten. Einen stadtstaatenweiten concours literature ausrufen. Es wurde mit der taz der „Große Bremer Kohl & Bimbes Literaturpreis“.
Denn der letzte CDU-Satzteil schrie förmlich nach Ergänzung: Was sollte dieser alleinige halbe Satz? Was um Himmels willen ist mit dem ersten Teil passiert?Und überhaupt: Was hat das ganze zu sagen, fragten wir unsere LeserInnen.
Und die hauten wacker in die Tasten. Lieferten Briefe mit gleich zehn Verbesserungsvorschlägen ab, emails wurden sicherheitshalber gleich mehrfach geschickt und angehängt vielfältige Foto-Animationen. An die 50 Zuschriften haben wir bekommen. Voll von tiefster Farbmetaphorik. Oder geprägt von Bimbes, der Sonnecreme und dem Sich-(ein)schmieren-lassen. Großartig.
Aber dennoch: Satzungstechnisch flog rund die Hälfte der Einsendungen gleich bei der ersten Jury-Sitzung raus. Diese Hälfte der Einsenderschaft hatte nämlich nicht den ersten Teil des gefragten Satzes ergänzt, sondern den zweiten Teil verändert. Verbessert haben sie ihn auch. Aber gefragt war das nicht. Leider. Die ohnehin nicht leichte Entscheidung machte es dennoch ein kleines bisschen angenehmer.
Dann wurden Sprüche und Fotos hin und her geschoben, zwischen Tom-Tassen-Trostpreis, taz-Abo und Tom-Uhr Hauptpreisen gegrübelt. Richtig einfach war auch das nicht. Aber zwei Gewinner musste es geben.
Und die gibt es auch: Ganz kurz der eine: „Einen Nasen-Stoiber, damit sie uns im Urlaub ja nicht rot werden!“ von taz-Leserin Sabine Michaelis. Der andere (nebenstehend) von Hans-Georg Melchers. Unseren Glückwunsch! Und vor allem: Weiter so! pipe
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