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Couragetraining

Nach der Pokalpleite in Kiel übt sich Hertha in Selbstkritik und in Solidarität mit anderen Untergegangenen

Nur drei Wochen nach dem Saisonstart ist Hertha BSC vom alten Übel befallen: Dem Hauptstadtclub fehlen weiter die Siegertypen. Noch kein voller Bundesliga-Erfolg und jetzt das blamable Aus beim Regionalliga-„Schlusslicht“ Holstein Kiel: „Ein Imageschaden ist da, das ist nicht kurzfristig zu reparieren“, musste ein verärgerter Manager Dieter Hoeneß nach der Elfmeter-Blamage (1:4) im hohen Norden eingestehen. „Am Engagement hat es nicht gelegen“, meinte Hoeneß. „Ich bin nicht bereit, nach einem Negativerlebnis die gesamte Entwicklung immer wieder in Frage zu stellen.“ Eine Trainerdiskussion werde er auch nicht zulassen.

Dennoch dreht sich die Hertha weiter im Kreis. Auch im Vorjahr ging unter dem damaligen Chefcoach Jürgen Röber nach dem Gewinn des Ligapokals der Bundesliga-Start daneben: Mit 5 Punkten nach 5 Spielen und Platz 12 wurde erstmals über eine Trainer-Ablösung spekuliert. Im Uefa-Cup kam das überraschende Aus mit einem 0:3 auf eigenem Platz gegen Servette Genf. Mit der Verpflichtung von Huub Stevens sollte besonders das Manko beseitigt werden, dass die Hertha-Profis in entscheidenden Situationen mit der Favoritenrolle nicht klar kommen.

In Kiel aber bot sich das alte traurige Bild: „Elfer trainieren wir regelmäßig, doch da haben wir das Spiel auch nicht verloren. Einiges kann man nicht trainieren, zum Beispiel Courage“, bemängelte Stevens. „Meine Spieler können offenbar mit der Spannung nicht umgehen.“

„Das wird bei uns zukünftig noch ein wichtigeres Kriterium sein bei der Auswahl“, kündigte Hoeneß Konsequenzen für die künftige Personalpolitik an: „Wir müssen unseren Kader so gestalten, dass wir auch unter Druck Leistung bringen können.“

Ein erster Schritt zur Imageverbesserung könnte ein Blitzbenefizturnier am Donnerstag werden – zugunsten von Menschen, die ähnlich wie die Hertha untergingen. Ab 18.40 Uhr kicken die Herthaner im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg gegen die Teams von Schalke 04 und dem FC Union Berlin. 80 Prozent der Einnahmen gehen an Geschädigte der Flutkatastrophe. DPA

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